Wolodymyr Selenskyj

Wegen Blockade von US-Hilfen Selenskyj befürchtet Rückzug der Streitkräfte

Stand: 30.03.2024 15:47 Uhr

Ohne die Militärhilfen aus den USA kann sich die Ukraine nicht ausreichend gegen Russland verteidigen. Davon zeigte sich Selenskyj überzeugt. Auch sein Umfeld strukturiert der ukrainische Präsident weiter um.

Wie sehr die Ukraine von den US-Militärhilfen abhängt, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch einmal in einem Interview mit der Washington Post verdeutlicht. Eine weitere Blockade im Kongress bedeute nach Selenskyjs Worten, dass sich die Streitkräfte mehr und mehr zurückziehen müssten.

"Wenn es keine US-Unterstützung gibt, bedeutet das, dass wir keine Flugabwehr haben, keine Patriot-Raketen, keine Störsender für die elektronische Kriegsführung, keine 155-Millimeter-Artilleriegeschosse", sagt er. "Das bedeutet, dass wir zurückweichen, uns zurückziehen, Schritt für Schritt, in kleinen Schritten", sagte er. "Wir versuchen einen Weg zu finden, uns nicht zurückzuziehen."

Mehrere Mitarbeiter müssen Posten räumen

Dass der Kongress weitere Hilfen freigibt - Selenskyj kann nur weiter an die USA appellieren. Umstrukturierungen in seinem Stab hat der Präsident dagegen selbst in der Hand: Heute hat Selenskyj angekündigt, weitere Mitarbeiter zu entlassen. Ihren Hut nehmen mussten Selenskyjs langjähriger Assistent Serhij Schefir, der dem ukrainischen Staatschef seit 2019 gedient hatte, sowie drei Berater und zwei Vertreter des Präsidialbüros. Sie waren für Freiwilligenarbeit und die Rechte von Soldaten zuständig. Eine Erklärung lieferte Selenskyj zunächst nicht.

In den vergangenen Monaten hatte er mehrfach teils ranghohe Mitarbeiter entlassen. Erst am Dienstag musste Olexij Danilow, Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, seinen Posten verlassen. Am 8. Februar hatte Selenskyj Armeechef Walerij Saluschnij abgesetzt und ihn später zum ukrainischen Botschafter in Großbritannien ernannt.

Die Entlassungen erfolgten in einer Phase, in der die Ukraine wieder verstärkt von Russland angegriffen wird. In der Nacht hat Russland nach ukrainischen Angaben zwölf Drohnen des Typs "Schahed" und vier Raketen auf den Osten des Landes abgefeuert. Neun der Drohnen seien abgefangen worden. Die ukrainische Armee sprach in Social-Media-Beiträgen von 38 Raketen, 75 Luftangriffen und 98 Attacken mit Mehrfachraketenwerfern binnen 24 Stunden.

Ukrainische Energieinfrastruktur Ziel der Angriffe

Das ukrainische Energieunternehmen Centrenergo gab bekannt, dass eines der größten Wärmekraftwerke in der Region Charkiw durch russischen Beschuss vollständig zerstört worden sei. Von Stromausfällen waren weiterhin etwa 120.000 Menschen in der Region betroffen. Dort waren nach dem Angriff auf das Kraftwerk am 22. März zunächst 700.000 Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten gewesen.

Russland hat in den vergangenen Tagen an der ukrainischen Energieinfrastruktur erheblichen Schaden verursacht. Behördenvertreter in der Region Poltawa sagten, eine Infrastruktureinrichtung sei mehrfach getroffen geworden. Um was für eine Einrichtung es sich handelte, sagten sie zunächst nicht.

Auch das Ausmaß russischer Angriffe vom Freitag auf mehrere Regionen des Landes zeigt sich deutlich. In der Region Cherson vermeldeten die lokalen Behörden den Tod eines Zivilisten. In der Region Dnipropetrowsk berichtete Gouverneur Serhij Lyssak, dass ein Einwohner im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen sei.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. März 2024 um 22:40 Uhr.