Angehörige der pro-russischen Truppen sind in Mariupol zu sehen.

Krieg in der Ukraine Kiew gibt Verteidigung von Mariupol auf

Stand: 20.05.2022 14:23 Uhr

Die ukrainische Militärführung hat offenbar den Befehl gegeben, die Verteidigung Mariupols aufzugeben. Leichen sollen noch geborgen werden. Moskau will die Region Luhansk fast vollständig erobert haben.

Das ukrainische Militär hat die verbleibenden Kämpfer des ultra-nationalistischen Asow-Regiments im Mariupoler Industriekomplex Asow-Stahl laut dessen Anführer angewiesen, die Verteidigung der Stadt aufzugeben.

"Das höhere Militärkommando hat den Befehl gegeben, das Leben der Soldaten unserer Garnison zu retten", sagte der Asow-Kommandeur Denys Prokopenko in einem Video. Es werde daran gearbeitet, die Leichen getöteter Kämpfer aus der Anlage zu bringen.

Nach russischen Angaben hatten sich zuvor insgesamt mehr als 1700 ukrainische Verteidiger in Gefangenschaft begeben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vermied in seiner abendlichen Videoansprache am Donnerstag das Wort Kapitulation. Stattdessen versprach er, "alles zu tun, damit die einflussreichsten internationalen Kräfte über die Rettung unserer Helden informiert und nach Möglichkeit einbezogen werden".

Kiew fordert Kämpfer in Stahlwerk von Mariupol zur Aufgabe auf

Birgit Vircnich, ARD Warschau, tagesschau 16:00 Uhr

Region Charkiw "komplett zerstört"

Er sagte auch, die ukrainischen Streitkräfte machten zwar "weiterhin Fortschritte bei der Befreiung der Region Charkiw". "Doch die Besatzer versuchen, den Druck im Donbass weiter zu erhöhen. Es ist die Hölle, und das ist keine Übertreibung", so Selenskyj. Die Region sei inzwischen komplett zerstört.

Russland hat unterdessen die ukrainische Region Luhansk nach eigenen Angaben fast vollständig unter seine Kontrolle gebracht. "Die Befreiung der Volksrepublik Luhansk ist fast abgeschlossen", sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei einer im Fernsehen übertragenen Sitzung mit Vertretern seines Ministeriums und des Militärs.

In der Region werden inzwischen nur noch die durch einen Fluss getrennten Städte Sewerodonezk und Lysytschansk von der Ukraine kontrolliert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach ukrainischen Angaben griff das russische Militär beide Städte an. Der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, teilte in der Telegram-App mit, in Sewerodonezk seien dabei zwölf Menschen getötet worden. Mehr als 60 Häuser in der gesamten Region seien zerstört worden.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Der Gouverneur beschrieb den Angriff auf Sewerodonezk als erfolglos: "Die Russen erlitten personelle Verluste und zogen sich zurück." Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Moskau will neue Militärbasen bauen

Russland kündigte zudem zwölf neue Militärstützpunkte im Westen des Landes an - als Antwort auf die geplante Ausweitung der NATO. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen: "Bis Ende des Jahres werden zwölf Militärbasen und Einheiten im westlichen Militärbezirk eingerichtet."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 20. Mai 2022 um 14:35 Uhr.