
Treffen in Istanbul Ukraine nimmt an Gesprächen mit Russland teil
Die Ukraine schickt eine Delegation zu direkten Verhandlungen mit Russland nach Istanbul. Das Treffen soll morgen stattfinden. Präsident Selenskyj fordert eine bedingungslose Waffenruhe, die Freilassung Gefangener und die Rückkehr entführter Kinder.
Die Ukraine wird nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Delegation für erneute direkte Gespräche mit Russland über eine Waffenruhe entsenden. Die Delegation werde von Verteidigungsminister Rustem Umerow angeführt, schrieb Selenskyj in Onlinediensten.
Das Treffen soll am morgigen Montag in Istanbul stattfinden. Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass meldete wenig später, dass eine Moskauer Verhandlungsdelegation in Richtung der türkischen Metropole abgeflogen sei.
Ukraine bezieht klare Verhandlungsposition
Selenskyj erklärte, dass er auch "unsere Positionen vor dem Treffen in Istanbul definiert" habe. Die Priorität der Ukraine sei es, eine "vollständige und bedingungslose Waffenruhe" zu erreichen sowie die Rückkehr von ukrainischen Gefangenen und verschleppten Kindern.
Delegationen aus Russland und der Ukraine hatten am 16. Mai zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren direkte Gespräche geführt. Das Treffen in Istanbul endete ohne Annäherung in der Frage einer Waffenruhe. Allerdings wurde ein großer Gefangenenaustausch vereinbart, der mittlerweile abgeschlossen ist.
Russisches "Memorandum" lässt auf sich warten
Russland hatte danach ein weiteres Gespräch am Montag in Istanbul vorgeschlagen. Die Ukraine ließ ihre Teilnahme aber lange offen. Selenskyj hatte Moskau vorgeworfen, die Verhandlungen zu untergraben, weil die russische Seite ein angekündigtes "Memorandum" mit ihren Bedingungen für einen Frieden nicht vorgelegt habe.
Russland fordert insbesondere, dass die Ukraine auf einen NATO-Beitritt verzichtet und mindestens die teils russisch besetzten ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischja, Cherson sowie die Halbinsel Krim an Russland abtritt. Dies ist für die Ukraine inakzeptabel; Kiew fordert einen Rückzug der russischen Armee vom ukrainischen Staatsgebiet.
Selenskyj will Treffen "auf höchstem Niveau"
Selenskyj rief auch dazu auf, ein Treffen "auf höchstem Niveau" zu organisieren. Er hatte bereits ein Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin vorgeschlagen, worauf der russische Präsident aber bisher nicht eingegangen ist.
Ungeachtet der bevorstehenden Gespräche setzte Russland seine Angriffe auf das 2022 überfallene Nachbarland fort. Russland hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht 472 Drohnen auf die Ukraine abgefeuert. Das war die bislang höchste Zahl in einer Nacht, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte.
Die Ukraine antwortete etwa mit einem Drohnenangriff auf strategische russische Bomber in Sibirien - 4300 Kilometer von der Frontlinie entfernt.