Demonstranten werfen Steine und Fackeln auf französische Gendarmen.

Mittelmeerinsel Korsika Viele Verletzte bei Krawallen

Stand: 10.03.2022 14:22 Uhr

Der Angriff auf einen berühmten korsischen Separatisten im Gefängnis hat heftige Krawallen auf Korsika ausgelöst. Demonstranten warfen Molotow-Cocktails auf Regierungsgebäude und Polizisten, viele Menschen wurden verletzt.

Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika sind bei heftigen Ausschreitungen zahlreiche Menschen verletzt worden, darunter Demonstranten, Polizisten und Journalisten. Am Mittwochabend waren in mehreren Städten der Insel Proteste gegen die französischen Behörden in Gewalt umgeschlagen.

Demonstranten warfen nach offiziellen Angaben in mehreren Städten Steine und Molotow-Cocktails auf Polizisten und Regierungsgebäude. Auch eine Bank sei geplündert worden.

In Ajaccio, der Inselhauptstadt im Süden, hätten sie Feuer im Justizpalast gelegt, das nach Feuerwehrangaben aber gelöscht werden konnte, bevor es das ganze Gebäude erfasste. Allein in Bastia und Ajaccio sind laut Behörden mindestens 40 Menschen verletzt worden.

ranzösische Gendarmen stehen auf der Straße, während im Hintergrund ein Feuer brennt.

Polizisten vor brennenden Barrikaden auf Korsika. Die Krawalle waren die bislang heftigsten der aktuellen Proteste.

Berühmter Separatist angegriffen

Hintergrund der Ausschreitungen ist ein Angriff auf den inhaftierten korsischen Separatisten Yvan Colonna. Der 61-Jährige Schäfer sitzt seit 1998 wegen Mordes an einem korsischen Präfekten in einem Gefängnis auf dem Festland. Er hat die Tat stets bestritten. Ein Mithäftling, bei dem es sich um einen Dschihadisten handeln soll, habe Colonna mit einer Plastiktüte versucht zu ersticken, hieß es. Colonna überlebte die Attacke, liegt aber im Koma.

Kampf um Unabhängigkeit von Frankreich

Die Demonstranten werfen den Behörden unter anderem vor, Colonna nicht wie von ihm gewünscht in ein korsisches Gefängnis verlegt zu haben. Er wird von vielen als Held des Kampfes für die Unabhängigkeit der Insel von Frankreich betrachtet. Separatisten hatten diesen Kampf jahrelang mit Gewalt geführt, darunter auch Anschlägen. Erst 2014 legte die Untergrundorgansiation FLNC ihre Waffen nieder, seitdem gewannen Nationalisten politisch an Einfluss.

Stefanie Markert, Stefanie Markert, ARD Paris, 10.03.2022 17:59 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 10. März 2022 um 06:00 Uhr.