Eine Hand mit einem Plastikhandschuh hält mehrere Impfspritzen, eine zweite Hand greift danach. | AP

Hilfsorganisationen Mehr Impfdosen entsorgt als gespendet

Stand: 16.02.2022 07:52 Uhr

Mehrere Hilfsorganisationen rufen die EU-Staaten erneut auf, die Covid-Impfpatente freizugeben. Die Abgabe von Impfstoffdosen an Afrika sei gescheitert. Es würde mehr vernichtet als gespendet.

Die EU-Staaten entsorgen nach Angaben von Hilfsorganisationen bedeutend mehr ungenutzte Corona-Impfstoffdosen, als an afrikanische Länder gespendet werden.

30 Millionen von den Europäern nach Afrika geschickten Impfstoffdosen standen nach Angaben der Aktivisten der People's Vaccine Alliance rund 55 Millionen Dosen gegenüber, die demnach bis Ende Februar entsorgt werden müssen.

Die Allianz forderte insbesondere die Freigabe der Patente für die Herstellung der Impfstoffe. "Obwohl die EU mittlerweile weltweit die größte Exportmacht von Impfstoffen ist und stets die Partnerschaft mit Afrika betont, wird die Preisgestaltung der Impfstoffe allein den Pharmaunternehmen überlassen, die sich ausschließlich an der Profitmaximierung orientieren", erklärte das Bündnis, dem unter anderem Oxfam und das UN-Programm UNAIDS angehören.

Horten bis zum Verfallsdatum?

Die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten horteten die Impfdosen bis zum Verfallsdatum, so der Vorwurf. Zugleich bestehe in Afrika erheblicher Impfstoffmangel. Laut Oxfam haben dort erst elf Prozent der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten, insgesamt 151 Millionen Menschen. "Der akute Impfstoffmangel verlängert die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten", warnen die Aktivisten.

Angesichts dieser Zahlen erklärte die People's Vaccine Alliance die internationale Impfinitiative Covax für gescheitert. Statt auf die Verteilung von Impfstoffen müsse auf Produktion vor Ort gesetzt werden, die Patente für die Herstellung der Vakzine müssten aufgehoben werden. Ein entsprechender Antrag bei der Welthandelsorganisation WTO liegt seit anderthalb Jahren vor.

"Bundesregierung muss Blockade aufgeben"

Fast alle Schwellen- und Entwicklungsländer, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die USA unterstützen den Vorschlag. Widerstand gegen den sogenannten Patent-Waiver kommt unter anderem aus Deutschland und der EU.

"Die neue Bundesregierung muss ihre Blockade des Waivers aufgeben und aufhören, die Profitinteressen der Pharmakonzerne über das Leben von Menschen in Afrika zu stellen", erklärte Pia Schwertner von Oxfam. "Die Entwicklung der Impfstoffe wurde mit öffentlichen Mitteln finanziert, und das Know-how sollte mit der Welt geteilt werden, damit alle qualifizierten Hersteller in die Produktion dieser lebenswichtigen Impfungen einsteigen können."