Milo Djukanovic

Wahl in Montenegro Präsident muss in Stichwahl ermittelt werden

Stand: 20.03.2023 00:27 Uhr

Über den nächsten Präsidenten von Montenegro wird ersten Prognosen zufolge in einer Stichwahl entschieden: Im ersten Wahlgang erhielt Amtsinhaber Djukanović etwa 35 Prozent der Stimmen - Konkurrent Milatović bekam rund 29 Prozent.

Bei der Präsidentenwahl in Montenegro hat der pro-westliche Amtsinhaber Milo Djukanović zwar die meisten Stimmen geholt, muss aber in eine Stichwahl. Djukanović kam Prognosen zufolge auf 35,5 Prozent und verfehlte damit die Marke von 50 Prozent, die für eine Wahl bereits in der ersten Runde erforderlich gewesen wäre. Offizielle Ergebnisse standen noch aus.

Stichwahl voraussichtlich am 2. April

Sollte sich das Ergebnis bestätigen, wird sein Gegenkandidat bei einer Stichwahl am 2. April der Wirtschaftswissenschaftler Jakov Milatović sein. Er kam auf 28,8 Prozent der Stimmen. Seine Partei "Europa jetzt!" gibt sich modern und reformorientiert und steht der serbisch-orthodoxen Kirche nahe, die aus Belgrad gelenkt wird.

Auf dem dritten Platz lag den Prognosen zufolge der offen pro-serbische Politiker Andrija Mandić, der eine engere Verbindung Montenegros zum benachbarten Serbien sowie zu Russland favorisiert. Er erhielt 19,2 Prozent.

Rund 540.000 Wahlberechtigte waren im NATO-Staat Montenegro zur Wahl des nächsten Präsidenten aufgerufen. Die Abstimmung fand unter dem Eindruck von Richtungskämpfen über die politische Zukunft des Landes statt.

Gegner werfen Djukanović Korruption vor

Djukanović bekleidet in Montenegro seit Jahrzehnten höchste politische Ämter. Seine Gegner werfen ihm und seiner Mitte-Links-Partei DPS Korruption sowie Verbindungen zur organisierten Kriminalität vor. Der Präsident und die DPS weisen dies zurück.

In Montenegro gibt es prowestliche Strömungen, zu deren prominentesten Vertretern Djukanović gehört. Andere Kräfte wollen die Verbundenheit mit Serbien und Russland fördern und stärken. Djukanović hat die Präsidentenwahl zu einer Entscheidung für ein unabhängiges Montenegro oder ein von Serbien und Russland kontrolliertes Land erklärt. "Noch vor wenigen Jahren konnte sich niemand vorstellen, dass wir wieder einen Entscheidungskampf für das Überleben Montenegros austragen würden", sagte er auf einer Wahlkundgebung.

Djukanović und die DPS führten Montenegro 2006 in die Unabhängigkeit von Serbien und 2017 in die NATO. Montenegro steckt seit Längerem in einer politischen Krise. Wiederholt kam es zu Misstrauensvoten und Auseinandersetzungen zwischen dem Präsidenten und Abgeordneten. Erst am Donnerstag löste Djukanović das Parlament auf und setzte vorgezogene Parlamentswahlen für den 11. Juni an.

Montenegro stark von Tourismus abhängig

Montenegro ist weitgehend von Tourismus-Einnahmen abhängig. Das Land gehört zu den sechs Westbalkanstaaten, die in die EU möchten. Als Währung hat Montenegro den Euro, obwohl es offiziell nicht zum Euroraum gehört. Die Bevölkerung ist gespalten: Während sich die Mitglieder einer Bevölkerungsgruppe als Montenegriner betrachten, sehen sich andere als Serben und lehnen die 2006 erklärte Unabhängigkeit ab.

Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine schloss sich Montenegro den EU-Sanktionen gegen Moskau an. Der Kreml hat das Land deshalb auf seine Liste unfreundlicher Staaten gesetzt.

Silke Hahne, Silke Hahne, ARD Wien, 20.03.2023 07:06 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 20. März 2023 um 05:05 Uhr.