Ein Schild mit der Aufschrift "Asyl" hängt in der Landeserstaufnahme für Asylbewerber in Karlsruhe

Bericht der EU-Asylagentur Fast eine Million Asylanträge in Europa

Stand: 04.07.2023 15:13 Uhr

Im vergangenen Jahr haben knapp eine Million Menschen in Europa Asyl beantragt. Das seien rund 50 Prozent mehr als 2021, berichtet die EU-Asylagentur. Die meisten Anträge seien in Deutschland gestellt worden.

Die Europäische Union hat im Jahr 2022 fast eine Million Asylanträge verzeichnet. Die EU-Asylagentur (EUAA) zählte insgesamt 996.000 Asylanträge in den 27 EU-Staaten sowie in der Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein. Das war ein Anstieg von rund 50 Prozent im Vergleich zu 2021.

Die Zahl der Asylanträge ist damit auf dem höchsten Stand seit 2016. Damals beantragten 1,2 Millionen Menschen in Europa Asyl. Nicht eingerechnet sind bei den jüngsten Zahlen die bis zu vier Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die in der EU einen besonderen Schutz auf Zeit genießen. Insgesamt suchten im Jahr 2022 laut EUAA also rund fünf Millionen Menschen in Europa Schutz.

Die meisten kommen aus Syrien und Afghanistan

Einzelne EU-Länder verzeichneten laut EUAA mehr Anträge als jemals zuvor seit Beginn der europaweit gesammelten Aufzeichnungen im Jahr 2008: darunter etwa Österreich, Frankreich, Spanien und Portugal. Mit Abstand die meisten verzeichnete Deutschland mit rund 244.000 Anträgen, gefolgt von Frankreich (156.000), Spanien (118.000), Österreich (109.000) und Italien (84.000). Auf diese fünf Länder entfallen alleine 70 Prozent aller Asylanträge.

Die meisten Anträge wurden von Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Türkei, Venezuela und Kolumbien gestellt. Zu mehr als 70 Prozent handelte es sich um Männer. Unter den Antragstellern waren 42.000 unbegleitete Kinder und Minderjährige - das sind so viele wie seit 2016 nicht mehr. Fast zwei Drittel davon sind Afghanen oder Syrer. Knapp 40 Prozent der Asylanträge wurden den EU-Angaben zufolge positiv beschieden. Das ist die höchste Anerkennungsquote seit 2017.

Krieg, Klima und Unruhen

"Eine Kombination von Krisen, darunter neue und anhaltende Konflikte, Klimaschocks, geopolitische Unruhen, Gewalt und Verfolgung, veranlasste Millionen von Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat im vergangenen Jahr 2022", heißt es in dem Bericht. "Die russische Invasion der Ukraine führte zu einer der sich am schnellsten entwickelnden und größten Vertreibungskrisen seit dem Zweiten Weltkrieg."

Um die Entscheidungen zu beschleunigen, hatten sich die Mitgliedsstaaten Anfang Juni auf Asylverfahren direkt an den EU-Außengrenzen geeinigt. Diese sollen vor allem für Bewerber aus Ländern wie der Türkei, Indien oder Tunesien greifen, die nur geringe Chancen auf Anerkennung haben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Juli 2023 um 13:00 Uhr in den Nachrichten.