Entkommene Boko-Haram-Geisel Amina Ali - eine wichtige Zeugin

Stand: 18.05.2016 21:53 Uhr

Anwohner aus Chibok bestätigen: Bei der gefundenen Frau handelt es sich um Amina Ali, eine der Boko-Haram-Geiseln. Die 19-Jährige machte jetzt wichtige Aussagen zur Situation der anderen 217 entführten Chibok-Schülerinnen.

Mehr als zwei Jahre haben Eltern und Aktivisten demonstriert, gefordert und gebetet. Jetzt ist Amina Ali, eine der entführten jungen Frauen, wieder frei. Das bestätigte Hosea Abana, Sprecher der Chibok-Gemeinschaft, welche sich für die Befreiung der Schülerinnen eingesetzt hat. Leute aus ihrem Dorf hätten sie eindeutig identifiziert. Wie die junge Frau freikam, ist jedoch noch nicht geklärt.

Offenbar wurde die 19-Jährige am Dienstag im Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun gefunden. Mitglieder einer freiwilligen Bürgerwehr fanden sie während einer Patrouille im Sambisa-Wald. Die vor zwei Jahren entführte junge Frau war gerade dabei, Brennholz zu sammeln, berichtet der Sprecher der Chibok-Gemeinschaft. Man habe sie gemeinsam mit ihrem Baby gefunden.

Amina Ali mit ihrem Kind

Amina Ali mit ihrem Kind bei einem Treffen mit dem Gouverneur des Staates Borno

Aus zahlreichen Quellen ist bekannt, dass Boko-Haram-Kämpfer junge Frauen zwangsverheiraten und sexuell ausbeuten. Oft haben befreite Entführungsopfer Kinder von ihren Vergewaltigern. Genau das hatten auch die Eltern der Chibok-Mädchen befürchtet, wofür es jetzt den ersten klaren Beleg gibt.

Zwei Frauen der Kampagne #BringBackOurGirls umarmen einander, zwei weitere lächeln.

Mitglieder der Kampagne #BringBackOurGirls umarmen einander, nachdem sie erfahren haben, dass eine der von Boko-Haram entführten Frauen entkommen ist.

Vermutlich sechs der entführten Frauen tot

Mehr als zwei Jahre lang hatten Nigerias Sicherheitskräfte mit ausländischer Unterstützung erfolglos nach den Chibok-Schülerinnen gesucht. Mit Amina Ali haben sie jetzt eine Zeugin, die eventuell wichtige Informationen weitergeben kann. Laut Chibok-Gemeinschaft-Sprecher Abana widersprach Amina Ali dem Gerücht, Boko Haram habe die Schülerinnen in unterschiedliche Zeltlager gebracht. Sie seien alle zusammen und die meisten noch am Leben. "Alle sind okay - bis auf sechs, die gestorben sind.", sagte Abana, "Und jetzt müssen sie gefunden werden."

Die erste Frau aus Chibok

Nigerias Armee hatte in den zurückliegenden Monaten immer wieder Erfolge gemeldet: Man habe Entführungsopfer befreit und in ihre Heimatdörfer gebracht. Ein Mädchen aus Chibok war bisher nie dabei.

Amina Ali ist bereits in ein Militärlager in der Nordost-Region Nigerias gebracht worden, wo sie befragt werden soll. Wenn sie irgendwann mit ihrem Kind nach Hause kommen wird, hat sie es voraussichtlich nicht leicht. Frauen, die aus Boko-Haram-Gefangenschaft frei gekommen sind, werden häufig von ihren Dorf-Gemeinschaften nicht mehr akzeptiert. Die Dorfbewohner befürchten oft, dass sie Sympathien für Boko Haram hegen, eventuell sogar bereit wären, Attentate zu verüben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die Tagesschau am 18. Mai um 20:00