
Konflikt mit Nordkorea Südkorea beendet Lautsprecher-Propaganda
Südkoreas neuer Präsident Lee will neue Töne in den Beziehungen zu Nordkorea einschlagen. Er wies das Militär an, die Lautsprecher-Propaganda an der Grenze einzustellen. Offen ist, wie Nordkorea reagieren wird.
Eine Woche nach dem Amtsantritt des neuen südkoreanischen Präsidenten Lee Jae Myung hat das Land die Lautsprecher-Propaganda Richtung Nordkorea eingestellt. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, hatte Lee die Maßnahme angeordnet, um den Konflikt gegenüber Nordkorea zu entspannen und Vertrauen wiederherzustellen.
Unter Lees konservativem Vorgänger, Yoon Suk Yeol, hatten sich die verfeindeten Staaten einen Propagandakrieg mit Lautsprechern und Luftballons geliefert. Erbost über Ballons südkoreanischer Aktivisten, die Propagandaflugblätter und USB-Sticks mit beliebter südkoreanischer Musik nach Norden trugen, schickte Nordkorea seinerseits Ballons nach Süden, die Altpapier, Stoffreste, Zigarettenstummel und sogar Fäkalien abwarfen.
Popmusik und Tiergebrüll
Südkorea reaktivierte daraufhin seine Lautsprecher aus dem Kalten Krieg, die außer Propaganda auch beliebte südkoreanische Popmusik abspielten. Nordkorea beschallte den Süden daraufhin mit Tiergebrüll, Gonggetöse und anderen lästigen Geräuschen. Das verschärfte die Lage noch, die wegen des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms und Militärmanövern Südkoreas mit US-Streitkräften ohnehin angespannt war. Nordkorea reagiert äußerst empfindlich auf jede Kritik von außen an seiner autoritären Führung und seinem Herrscher Kim Jong Un.
Am Tag seines Amtsantritts vergangenen Mittwoch sagte Lee, Südkorea werde "nordkoreanische nukleare und militärische Provokationen abwehren und gleichzeitig Kommunikationskanäle öffnen und den Dialog und die Zusammenarbeit anstreben". Und schon vor seiner Wahl versprach Lee, dem Getöse ein Ende zu setzen, weil es die Spannungen unnötig anheize und den Einwohnern südkoreanischer Grenzstädte das Leben schwer mache.
Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium rief Aktivisten auf, keine Flugblätter mehr über die Grenze zu schicken. Solche Aktionen "könnten die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erhöhen und das Leben und die Sicherheit der Bewohner in den Grenzgebieten gefährden", sagte Ministeriumssprecher Koo Byoungsam am Montag.
Nordkorea reagierte bislang nicht auf den neuen Kurs des südkoreanischen Präsidenten.