Polizeibeamte entfernen nach einem indischen Raketenangriff auf den Luftwaffenstützpunkt Fahrzeuge und Personen vom Haupteingang des Nur Khan Luftwaffenstützpunkts.

Konflikt zwischen Indien und Pakistan Neue Angriffe, neue Vorwürfe

Stand: 10.05.2025 06:47 Uhr

Erneute Angriffe in Indien und Pakistan verschärfen die Spannungen zwischen den Atommächten. Beide Länder melden Beschuss durch den Nachbarn. Die G7-Staaten rufen im Kaschmir-Konflikt zu "Deeskalation" auf.

Im Kaschmir-Konflikt gibt es weitere Kämpfe zwischen Indien und Pakistan. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, mit Artillerie und Drohnen angegriffen zu haben. Seit Mittwoch kommt es täglich zu Gefechten.

Nach Angaben der indischen Armee flog Pakistan am Freitag Drohnenangriffe auf den indischen Teil von Kaschmir und bombardierte unter anderem die Stadt Jammu. Erstmals wurden auch aus der den Sikh heiligen indischen Stadt Amritsar im Bundesstaat Punjab Explosionen gemeldet.

Die indische Armee teilte mit, dass Drohnen an 26 Orten gesichtet worden seien und abgefangen würden. Indien habe "zurückgeschlagen" und eine "angemessene Antwort" gegeben.

Karte: Indien und Pakistan sowie die Region Kaschmir

Ziele in Pakistan angegriffen

Die pakistanische Regierung teilte in der Nacht mit, es seien Attacken auf drei Militärstützpunkte in der Provinz Punjab abgewehrt worden, ohne dass es Opfer oder Schäden gegeben habe. Daraufhin habe das Militär die "Operation Bunjan" begonnen. Pakistanischen Staatsmedien zufolge wurden dabei mehrere indische Militärziele getroffen und zerstört. Das pakistanische Militär meldete, dass durch den Beschuss mit Hyperschallraketen ein indisches Luftabwehrsystem zerstört worden sei. Indien dementierte das ausdrücklich. Die Behauptung, ein S-400-Flugabwehrsystem in Adampur sei zerstört worden, treffe nicht zu, zitierte die Zeitung The Indian Express einen Militärvertreter. Hyperschallraketen gelten als besonders gefährlich, da sie wegen ihrer hohen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit schwer von Raketenabwehrsystemen abzufangen sind.

Aus mehreren Städten in Pakistan waren zuvor Explosionen gemeldet worden. Der Luftraum über Pakistan wurde gesperrt.

Armeeangaben zufolge überwanden einzelne von indischen Kampfjets abgefeuerte Geschosse zwar die Flugabwehr, richteten aber keinen Schaden an. "Jeder Zentimeter unserer Heimat wird verteidigt", verkündete die pakistanische Regierung auf der Plattform X. Indien sei offensichtlich gewillt, seine "Aggression" fortzuführen - und die pakistanischen Streitkräfte seien gerüstet, um die Sicherheit des Landes zu verteidigen.

Pakistans Außenministerium hatte Indien zuvor "Kriegshysterie" vorgeworfen. "Es ist sehr bedauerlich, dass Indiens rücksichtsloses Verhalten die beiden nuklear bewaffneten Staaten näher an einen größeren Konflikt gebracht hat", sagte der pakistanische Außenamtssprecher Shafqat Ali Khan in Islamabad. Pakistan werde jedoch "nicht deeskalieren", sondern "im Kriegszustand" bleiben, solange die Souveränität des Landes "bedroht" sei, erklärte Armeesprecher Chaudhry.

G7-Staaten fordern Deeskalation

Am Mittwochmorgen war der jahrzehntealte Kaschmir-Konflikt militärisch eskaliert: Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Seitdem wurden mindestens 50 Menschen getötet.

International löste die Verschärfung der Lage viele Sorgen aus. Die Länder der sieben führenden westlichen Demokratien (G7) forderten sowohl Indien als auch Pakistan zu größtmöglicher Zurückhaltung auf und forderten einen direkten Dialog. "Weitere militärische Eskalation stellt eine ernsthafte Bedrohung der Stabilität der Region dar. Wir sind zutiefst besorgt um die Sicherheit von Zivilisten auf beiden Seiten", hieß es in einer Erklärung der Staatengruppe, der neben Deutschland auch die USA, Kanada, Frankreich, Italien, Japan und Großbritannien sowie die Außenbeauftragte der Europäischen Union angehören.

US-Vizepräsident JD Vance rief beide Länder dazu auf, die Spannungen zu deeskalieren. In einem Interview mit Fox News fügte er aber hinzu, dass die USA die atomar bewaffneten asiatischen Nachbarn nicht kontrollieren könnten. Auch in einem Gespräch mit Pakistans Armeechef Asim Munir habe Rubio beide Konfliktparteien aufgefordert, "Wege zur Deeskalation zu finden", teilte die Sprecherin des US-Außenministers, Tammy Bruce, mit. Zudem habe Rubio die Unterstützung der Vereinigten Staaten bei der Aufnahme "konstruktiver Gespräche" zwischen Indien und Pakistan angeboten.

Worum geht es im Kaschmir-Konflikt?
Die Kaschmir-Region im Himalaya ist zwischen Pakistan und Indien geteilt - beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich. Die Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück.

1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.

Angriff auf indische Touristen löste Kämpfe aus

Auslöser war ein Angriff radikaler Islamisten auf hinduistische Touristen im indischen Teil von Kaschmir am 22. April, bei dem 26 Menschen getötet wurden. Indien erklärte, zwei der drei Tatverdächtigen seien pakistanische Staatsangehörige, legte jedoch keine detaillierten Belege vor. Pakistan weist jede Verwicklung in den Terroranschlag zurück.

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 bereits zwei ihrer drei Kriege um Kaschmir geführt. Sie verfügen dem International Institute for Strategic Studies zufolge gegenwärtig über je etwa 170 Atomsprengköpfe.