Diese von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA am 19.04.2023 zur Verfügung gestellte Bild zeigt nach Angaben von KCNA Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, und seine Tochter beim Besuch der Behörde für Luft- und Raumfahrtentwicklung.

Entwicklung abgeschlossen Nordkorea will Spähsatelliten ins All schicken

Stand: 19.04.2023 08:48 Uhr

Nordkorea hat nach eigenen Angaben die Entwicklung seines ersten militärischen Spionagesatelliten abgeschlossen. Das Land müsse sich gegen die "Bedrohungen" durch die USA und Südkorea wappnen, so Machthaber Kim Jong Un.

Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge die Entwicklung ihres ersten Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke abgeschlossen. Machthaber Kim Jong Un habe bei einem Inspektionsbesuch der Behörde für Luft- und Raumfahrtentwicklung angeordnet, die Vorbereitungen für den Satellitenstart zu beschleunigen, berichteten die Staatsmedien.

Der "militärische Aufklärungssatellit Nummer eins" sei jetzt komplett und könne zum geplanten Zeitpunkt abgeschossen werden, wurde Kim zitiert. Wann genau der Start erfolgen soll, blieb unklar. Staatsmedien zeigten Bilder, wie Kim die Raumfahrtbehörde mit seiner Tochter besuchte.

Kim Jong Un: Satelliten gegen die "Bedrohungen der USA"

Ziel müsse es sein, in Zukunft nacheinander mehrere solcher Satelliten auf verschiedene Erdumlaufbahnen auszusetzen, sagte Kim. So könne Nordkorea den "Bedrohungen" der USA und Südkoreas besser begegnen. Der Machthaber warf beiden Ländern eine aggressive Haltung gegen Nordkorea vor.

Als wichtigste Aufgabe habe es die herrschende Arbeiterpartei beschrieben, sich Zugang zur Weltraumaufklärung und "Informationen in Echtzeit über das militärische Szenario und die Aktivitäten der feindseligen Kräfte" zu verschaffen. Die Äußerungen Kims stellten einen offensichtlichen Verweis auf US-südkoreanische Militärübungen dar. Mit diesen hatte Nordkorea seine jüngste Kaskade an Waffentests begründet.

"Entwicklung muss sehr ernst genommen werden"

Nordkorea gehe es vorerst offenbar um einen "symbolischen" Start des Spionagesatelliten, der dann "schrittweise" verbessert werden solle, sagte ein Experte vom World Institute for North Korea Studies, An Chan Il, der Nachrichtenagentur AFP.  "Wenn China und Russland keine High-Tech-Unterstützung liefern, wird es schwierig werden, mit Nordkoreas eigener Technologie zu spionieren", sagte An.

Der Präsident der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul, Yang Moo Jin, sagte, die Entwicklung müsse dennoch sehr ernst genommen werden. Schließlich seien Spionagesatelliten "ein wichtiger Faktor bei einem atomaren Präventivschlag" Nordkoreas und stellten daher "eine bedeutende Bedrohung" für Südkorea dar.

Offenbar erfolgreicher Start einer Interkontinentalrakete

Kims Besuch in der Behörde erfolgte nur wenige Tage nach dem jüngsten Start einer Interkontinentalrakete (ICBM) durch Nordkorea, die theoretisch auch US-Territorium erreichen kann. Das weithin abgeschottete Land sprach vom Test einer neuartigen ICBM mit Feststoffantrieb. Nordkorea ist die Erprobung von ICBM und anderen ballistischen Raketen durch UN-Beschlüsse untersagt. Solche Raketen können - je nach Bauart - mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen bestückt werden. Das Atomwaffenprogramm Nordkoreas wird von den USA und ihren Alliierten als direkte Bedrohung wahrgenommen.

Schon im Dezember hatte Nordkorea berichtet, einen Testerfolg bei der Entwicklung eines Aufklärungssatelliten erzielt zu haben. Welche Rakete zur Beförderung des "Satelliten-Testkörpers" damals verwendet wurde, war unklar geblieben. Die Raumfahrt- und Langstreckenraketen beruhen weitgehend auf derselben Technik.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. April 2023 um 08:55 Uhr.