Taliban-Kämpfer an Mauer des Flughafens in Kabuk

Afghanistan Drahtzieher des Anschlags auf Flughafen getötet

Stand: 26.04.2023 02:04 Uhr

Im August 2021 sind mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen, als ein Selbstmordattentäter den Kabuler Flughafen ins Visier nahm, wo Tausende versuchten, den Taliban zu entkommen. Der Hintermann soll nun getötet worden sein.

Die afghanischen Taliban haben offenbar den Anführer der IS-Zelle getötet, die angeblich für den verheerenden Selbstmordanschlag auf den Flughafen von Kabul im August 2021 verantwortlich ist. Zu diesem Schluss sei die US-Regierung anhand von Geheimdienstinformationen gekommen, berichteten mehrere US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf hochrangige Regierungsmitarbeiter.

Das US-Militär habe am Wochenende damit begonnen, die Familien der getöteten Militärangehörigen über die Entwicklung zu informieren, berichtete auch der Vater eines US-Marineinfanteristen, der bei dem Selbstmordanschlag ums Leben kam.

Familienangehörige teilten die Informationen in einem privaten Gruppenchat, wie die Mutter eines anderen Marineinfanteristen sagte. Die Angaben der Familien gegenüber der Nachrichtenagentur AP wurden von drei Quellen aus US-Regierungskreisen und einem Kongressmitarbeiter bestätigt. Sie wollten anonym bleiben.

Mehr als 180 Todesopfer bei Anschlag

Bei dem Anschlag, der sich während des Abzugs des US-Militärs aus Afghanistan ereignete, waren mehr als 170 Afghanen und 13 US-Soldaten getötet worden. Es sei unklar, ob der IS-Anführer gezielt von den Taliban getötet wurde oder einem der sich mehrenden Kämpfe zwischen den militanten Islamisten und IS-Kämpfern zum Opfer fiel, berichtete die "New York Times". Sein Tod gehe aber allein auf das Konto der Taliban, die USA seien nicht beteiligt gewesen, zitierte der Sender CBS einen nicht namentlich genannten Regierungsmitarbeiter.

Nähere Details oder Beweise, dass es sich bei dem Getöteten tatsächlich um den besagten IS-Anführer handelte, habe die US-Regierung nicht geliefert, hieß es.

Darin Hoover, der Vater eines der getöteten US-Militärangehörigen, sagte, ihm seien nur begrenzte Informationen gegeben worden. Den IS-Kommandeur oder die Umstände von dessen Tod identifizierte er nicht. Hoover sagte, er und die Mutter seines Sohnes, Kelly Henson, hätten die Zeit seit dem Anschlag damit verbracht, zu trauern und dafür zu beten, dass die US-Regierung für die Abwicklung des Abzugs zur Rechenschaft gezogen werde. Die Tötung des IS-Kommandeurs helfe ihnen nicht weiter. Was auch immer geschehe - es werde ihren Sohn nicht zurückbringen.

Scharfe Kritik an Biden-Regierung bei Abzug

Bei dem Anschlag am 26. August 2021 hatte sich vor einem der Eingangstore zum Flughafengelände in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Massen an Menschen hatten sich dort in der Hoffnung versammelt, kurz vor dem endgültigen Abzug der letzten US-Soldaten noch außer Landes gebracht zu werden.

US-Präsident Joe Biden, der den Abzug angeordnet hatte, musste harsche Kritik für die chaotischen Zustände während der Operation einstecken. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht zur Aufarbeitung des Truppenabzugs machte die Regierung Bidens allerdings weitgehend dessen Amtsvorgänger Donald Trump für die Schwierigkeiten während der Operation verantwortlich.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. April 2023 um 06:00 Uhr.