Eine Japanerin fährt mit dem Fahrrad durch die durch ein Erdbeben zerstörte Region Ishikawa.

Nach Erdbeben in Japan Es fehlt vor allem an fließendem Wasser

Stand: 01.02.2024 08:31 Uhr

Vor einem Monat erschütterte ein Erdbeben die Westküste Japans. Der Wiederaufbau gelingt nur in kleinen Schritten. Zehntausende Menschen sind noch immer ohne Wasserversorgung.

Genau einen Monat nach dem schweren Erdbeben in Japan werden in der betroffenen Region an der Westküste Freiwillige für den Wiederaufbau gesucht. Auf der Noto-Halbinsel sind durch die Erschütterungen vom Neujahrstag rund 46.000 Häuser zerstört. Etwa 14.000 Menschen leben immer noch in Notunterkünften und es fehlt vielerorts an fließendem Wasser.

Ganz an der Spitze der Noto-Halbinsel am Japanischen beziehungsweise dem Ostmeer liegt der kleine Ort Suzu - einer der am schlimmsten betroffenen Orte des Neujahrsbebens. Chisa Terashita steht in ihrer Küche und dreht den Wasserhahn auf. Es tut sich kaum etwas. Seit dem Erdbeben habe es kein Wasser gegeben, sagt Terashita: "Wir wissen nur aus dem Fernsehen, dass es wohl bis Ende Februar wieder Wasser geben soll. Alles, was wir tun können, ist darauf zu warten, aber das könnte noch bis März dauern."

Zentrale Wasserleitung durch Beben zerstört

Die Mutter dreier Kinder erzählt einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, ihr Mann und sie würden schon seit einem Monat an Wasser sparen und wenig trinken. Aber gleichzeitig müssten sie ausreichend trinken, um gesund zu bleiben. Aber jammern will die Japanerin natürlich nicht. "Wir gewöhnen uns an dieses Leben, es wird irgendwie normal. Wir werden es schon auf die eine oder andere Weise durchstehen. Wir haben ja keine andere Wahl", sagt Terashita.

Weil bei dem Beben der Stärke 7,6 eine zentrale Wasserleitung in der entlegenen Region geborsten war, müssen vielerorts noch immer Menschen täglich Kanister schleppen. Insgesamt sind etwa 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner nach Angaben der Präfektur bis heute ohne fließendes Wasser.

Karte: Epizentrum des Bebens vom 1.1.2024 nahe Wajima auf der Halbinsel Noto, Präfektur Ishikawa, Japan

Militär richtet provisorisches Bad ein

Auch der 68-jährige Yoshio Binsaki hat sich angestellt, um 20 Liter Wasser mit nach Hause zu nehmen. "Wir nutzen es hauptsächlich für die Toilette. Weil wir zu Hause kein Wasser haben, können wir keine Kleidung waschen oder baden", erzählt er.

Ja, das Baden, das sozusagen zu Japan gehört wie Brot zu Deutschland. Jeden Abend steigen die Japaner vor dem Schlafengehen in ihre Wanne. Das geht zwar in Suzu noch nicht. Aber in einer Schule haben Soldaten ein provisorisches Bad eingerichtet, klein aber fein - dort können sich die Anwohner nach einem weiteren harten Tag der Aufräumarbeiten entspannen.

Erste Geschäfte und Schulen öffnen wieder

Normalität kehrt zurück, wenn auch langsam. Friseure öffnen wieder, Busse verkehren, einige Schulen haben wieder ihren Betrieb aufgenommen. Yukiko Kachi ist ein bisschen erleichtert. "Wir wissen zwar nicht, wann alles wieder funktioniert, vielleicht Ende des Monats oder erst im März", sagt sie: "Aber es gibt hier jetzt einen Wäschewagen, in dem man seine Wäsche waschen kann. Wir geben uns mit den Dingen zufrieden, wie sie sind."

Die Regierung und die betroffene Region Ishikawa denken derzeit über einen Wiederaufbaufonds in Höhe von umgerechnet knapp 20.000 Euro pro Person für ältere und behinderte Menschen nach.

Kathrin Erdmann, ARD Tokio, tagesschau, 01.02.2024 07:38 Uhr