Luftbild von Fußgängern, die eine Kreuzung überqueren.

Wenige Geburten, kaum Zuwanderung Japans Bevölkerung schrumpft im Rekordtempo

Stand: 26.07.2023 11:19 Uhr

Viele Industrieländer verzeichnen geringe Geburtenraten - in Japan ist das Problem besonders akut. Dort ist die Bevölkerungszahl nun das 14. Jahr in Folge zurückgegangen.

Die japanische Bevölkerung schrumpft weiter in Rekordgeschwindigkeit. Die Zahl der Japanerinnen und Japaner sank im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 801.000 auf nur noch 122,4 Millionen. Das entspricht einem Rückgang von 0,65 Prozent. Dies sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebung vergleichbarer Daten, wie das Innenministerium in Tokio mitteilte.

14 Jahre langer Bevölkerungsrückgang

Erstmals verzeichneten alle 47 Präfekturen des Landes einen Rückgang bei der Zahl japanischer Staatsangehöriger. Einschließlich der ausländischen Einwohnerinnen und Einwohner lebten in Japan 125,4 Millionen Menschen. Das sind rund 511.000 weniger als ein Jahr zuvor.

Damit sinkt die Bevölkerungszahl der vor Deutschland drittgrößten Volkswirtschaft der Welt seit nunmehr 14 Jahren. Wegen niedriger Geburtenraten und kaum Zuwanderung altert Japan so schnell wie keine andere Industrienation. Das Land hat weltweit nach Monaco die zweitälteste Bevölkerung.

Verlassene Landstriche und leere Häuser

Ganze Landstriche sterben aus, Millionen Häuser stehen leer und verfallen, Schulen werden geschlossen. Zwar hat Regierungschef Fumio Kishida "beispiellose" Maßnahmen zur Steigerung der Geburtenrate gefordert, um den Bevölkerungsrückgang bis 2030 zu stoppen. Doch an der Wirksamkeit dieser Initiativen, die zumeist eine Ausweitung bestehender Maßnahmen darstellen, bestehen weiterhin Zweifel. Im Januar warnte Kishida, sein Land stehe kurz vor der Frage, "ob wir als Gesellschaft weiter funktionieren können". 

Der Rückgang war der größte seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1968. Japan verzeichnete im vergangenen Jahr weniger als 800.000 Geburten. Das Land hat vergleichsweise strenge Einwanderungsregeln, aber die Regierung lockert sie nach und nach, um den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Juli 2023 um 11:44 Uhr.