Chinesische Polizisten drängen Journalisten vom Schauplatz einer Explosion in der Stadt Sanhe in der nordchinesischen Provinz Hebei Mitte März 2024.

Umfrage unter Korrespondenten China erschwert Arbeit von Journalisten weiter

Stand: 08.04.2024 08:56 Uhr

Überwacht, behindert oder schikaniert: Die Arbeit von Journalisten wird in China weiter erschwert. Das ergab eine Umfrage unter Auslandskorrespondenten. Demnach sollen sie auch erstmals mit Drohnen verfolgt worden sein.

Um die Pressefreiheit in China ist es weiter schlecht bestellt. Trotz Lockerungen nach der Corona-Pandemie klagen ausländische Journalisten in China einer Umfrage der Vereinigung der Auslandskorrespondenten in China zufolge weiter über erschwerte Arbeitsbedingungen.

Der Wegfall von Corona-Beschränkungen biete Journalistinnen und Journalisten zwar wieder einen größeren Bewegungsspielraum im Land, so der Foreign Correspondent’s Club (FCCC). Allerdings hatten Reporter durch die wiedergewonnene Mobilität auch wieder Probleme bei der unabhängigen Berichterstattung vor Ort, die schon vor Corona beklagt wurden. 

Erstmals auch mit Drohnen verfolgt

Laut der jährlichen Umfrage, an der 101 von 157 FCCC-Mitgliedern teilnahmen, sind Einschüchterung und Überwachung immer noch maßgebliche Hindernisse bei der Berichterstattung. 81 Prozent antworteten, Schikane oder Gewalt erlebt zu haben.

Wie im Vorjahr gab etwas mehr als die Hälfte an, Polizei oder Behördenvertreter hätten sie mindestens einmal bei der Arbeit behindert. Dabei setzt der Staat offenbar zunehmend auf technische Mittel. Zum ersten Mal gaben Journalisten in der Befragung an von Drohnen verfolgt und überwacht worden zu sein.

Mehr Regionen gelten als politisch sensibel

Besonders aus Gegenden, die aus Staatssicht politisch sensibel sind, werden Behinderungen berichtet. 85 Prozent der ausländischen Journalisten, die versucht hätten, aus der nordwestchinesischen Region Xinjiang zu berichten, hätten dabei Probleme gehabt, geht aus der Umfrage hervor. Die von der muslimischen Minderheit der Uiguren bewohnte Region gerät immer wieder im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen in die Schlagzeilen. Die Uiguren beklagen Unterdrückung. Die kommunistische Führung in Peking weist die Vorwürfe zurück.  

Dem FCCC zufolge schien sich die Liste politisch sensibler Gebiete sogar erweitert zu haben. Aus Gebieten, die an der Grenze zu Russland oder südostasiatischen Ländern liegen, sowie in Regionen mit ethnischen Minderheiten wie der Inneren Mongolei meldeten Reporter vermehrt Probleme bei ihrer Berichterstattung.

Auch Interviewpartner spüren Druck

Auch setzten Behörden demnach nicht nur Reporter unter Druck, sondern auch Interviewpartner. Die überwiegende Mehrheit der Befragten gab an, dass ihre Gesprächspartner Interviews absagen, weil ihnen vorgeschrieben wird nicht mit ausländischen Medien zu sprechen.

Laut chinesischer Gesetzgebung haben Journalisten die Freiheit über ein breites Spektrum an Themen zu berichten und dafür zu befragen, wen sie wollen. Tatsächlich aber belegt China im Pressefreiheits-Ranking der Organisation Reporter ohne Grenzen unter 180 Nationen Platz 179. Schlimmer war die Lage demnach nur in Nordkorea.

Einreise von Journalisten wird schwieriger

Außerdem kritisierte die Vereinigung von Auslandskorrespondenten in China, dass die kommunistische Staats- und Parteiführung es zunehmend schwieriger für Journalisten mache, überhaupt ins Land zu kommen. Rund ein Drittel der Befragten sagte demnach, dass ihre Büros unterbesetzt sind, weil Reporter keine Arbeitserlaubnis im Land erhalten.

Für Touristen und Geschäftsreisende aus Deutschland und einer Reihe anderer vornehmlich europäischer Länder hatte China dagegen die Visumspflicht zuletzt vorübergehend aufgehoben.

Mit Informationen von Christoph Kober, ARD Peking

Christoph Kober, ARD Peking, tagesschau, 08.04.2024 08:59 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 08. April 2024 um 09:07 Uhr.