Sergej Lawrow und Wang Yi in Peking.

Lawrow in China Besuch beim engen Freund und Handelspartner

Stand: 09.04.2024 10:02 Uhr

Auch an Tag zwei des Besuchs von Russlands Außenminister Lawrow in Peking dürfte es vor allem um den Krieg gegen die Ukraine gehen - in dem China sich zwar offiziell neutral positioniert, von dem es aber nachweislich profitiert.

Von Christoph Kober, ARD-Studio Peking

Auch nach mehr als zwei Jahren kämpfen und sterben: Das Wort "Krieg" fehlt, wenn Russland oder China sich zu dem äußern, was in der Ukraine passiert.

China habe die Krise in der Ukraine nicht verursacht, und es ergreife darin auch keine Partei. Man habe davon nicht profitiert und werde das auch nicht tun, sagte Mao Ning, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums am Montag.

China ist Russlands wichtigster Handelspartner

Dass China nicht von Russlands Angriffskrieg profitiert, ist allerdings nachweislich falsch. Das Handelsvolumen zwischen beiden Seiten hat sich in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt.

China ist zum wichtigsten Handelspartner Russlands geworden, erklärt Li Lifan, Experte für Russland und Zentralasien an der Akademie der Sozialwissenschaften Shanghai. "China exportiert vor allem Autos, Maschinen und Konsumgüter. Russland hat Gas und Ölpipelines, und es gibt Zusammenarbeit in der Land- und Forstwirtschaft. Der Handel verbessert die Beziehungen zwischen den beiden Ländern."

Angst vor Konsequenzen aus China

Eine grenzenlose Freundschaft haben beide Seiten vor zwei Jahren ausgerufen, kurz bevor Russlands Armee die Ukraine angegriffen hat. In diesem Bündnis ist Russland der schwächere Partner und kann trotzdem aus seinen Verbindungen zu China Kapital schlagen - auch jenseits des Handels, sagt die Außenpolitik-Expertin Jessica Berlin vom Center for European Policy Analysis.

"China unterstützt Russland auch diplomatisch. Chinas Stimme und Chinas Geld haben Macht. Und viele Länder - egal, ob auf UN-Ebene oder auf andere Weise diplomatisch oder wirtschaftlich - sind nicht bereit laut zu sagen, dass sie sich gegen Russlands Krieg in der Ukraine stellen", sagt Berlin. Grund sei die Angst vor Konsequenzen aus China.

Chinesische Militärhilfe für Russland

Und nun unterstützt die kommunistische Staats- und Parteiführung in Peking Russland offenbar deutlich offensiver bei seinem Angriff auf die Ukraine. Laut Medienberichten hat China der russischen Armee Bauteile für Gewehre und Panzer, Raketentreibstoff und Satellitenbilder zur Verfügung gestellt.

Auch deswegen hat US-Finanzministerin Janet Yellen auf ihrer Reise durch China in den vergangenen Tagen die Volksrepublik davor gewarnt, zu weit zu gehen. "Chinas Firmen dürfen keine materielle Unterstützung für Russlands Krieg leisten. Das habe ich klar gemacht", so Yellen. Und fügte hinzu: "Wenn sie das doch tun, hat es signifikante Konsequenzen."

Warnung dürfte China nicht abschrecken

Doch dass diese Warnung China abschreckt, bezweifelt Außenpolitik-Expertin Berlin. "Die Chinesen wissen ganz genau, dass die USA es sich nicht leisten können, aus wirtschaftlichen und anderen diplomatischen Gründen sich zu sehr gegen China zu stellen."

Es scheint, als ob China derzeit testet, wie weit die sogenannte grenzenlose Freundschaft mit Russland tatsächlich reichen kann.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. April 2024 um 22:41 Uhr.