Ein Schild mit der Aufschrift "US-Besitz. Betreten verboten" ist an der Grenze zu Mexiko aufgestellt (Archivbild).

Migranten an US-Grenze zu Mexiko "Ich hoffe, dass Biden sein Wort hält"

Stand: 19.02.2021 11:59 Uhr

Seit heute dürfen Asylsuchende, die bisher in Camps in Mexiko ausharren mussten, wieder über die Grenze in die USA. US-Präsident Biden hat ein Dekret seines Vorgängers Trump rückgängig gemacht.

Das Camp in Matamoros unmittelbar an der Grenze zu den USA: Eine provisorische Zeltstadt, die jedoch für viele Migrantinnen und Migranten zur permanenten Bleibe wurde. Als Abelina Mejia Amaya vor ein paar Tagen in ihrem Zelt aufwachte, hatten sich Eiszapfen an der Plane gebildet. Sie lebt von Essens- und Kleiderspenden, verdient sich ein paar Pesos mit Gelegenheitsjobs dazu.

Die 44-Jährige ist aus Honduras geflüchtet, weil ihr Ex-Mann gedroht hat, sie umzubringen, ihr die Tochter wegzunehmen und versucht hat, sie zu entführen. Trotz der Anzeigen hätte die Polizei nie etwas unternommen, um sie zu schützen. Abelina lebt bereits seit zwei Jahren im Camp. "Wir bitten den neuen US-Präsidenten Joe Biden nun um Hilfe, wegen Trump haben wir hier so lange gelitten", sagt sie.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hatte ein Dekret erlassen,  wonach die Migranten auf die Bearbeitung ihres Asylantrages in Mexiko warten müssen. Diese Regelung hat Biden nun wieder rückgängig gemacht. Ab heute sollen die Antragsteller für ihre Gerichtsanhörungen für die Dauer ihrer Verfahren in den USA bleiben dürfen.

Auch Abelina hofft, dass sie nun schon bald über die Grenze kommt. "Ich habe eine Tochter in den Vereinigten Staaten. Sie ist 14 Jahre alt, minderjährig, sie braucht mich", sagt sie. "Biden hat doch versprochen, dass Familien wieder zusammengeführt werden. Ich hoffe, dass am Ende alles gut wird, dass Biden sein Wort hält." Ihre minderjährige Tochter hat sie wegen der Gewalt im Camp allein über die Grenze geschickt, erzählt Abelina. Wie das genaue Prozedere ist, um auf die US-amerikanische Seite zu kommen, weiß sie nicht so genau.

US-Regierung arbeitet an Einwanderungssystem

Ähnlich geht es auch Brenda Lizeth Paz Carvajal, sie kommt ebenfalls aus Honduras. "Vertreter der mexikanischen Migrationsbehörde haben die Namen von Migrantinnen und Migranten im Camp hier in Matamoros aufgenommen. Es gibt Gerüchte. Es heißt, dass die Leute, die auf der Liste stehen, auch rüberkommen", sagt sie. "Die Anwälte haben uns gesagt, wir müssen Geduld haben. Aber Geduld habe ich schon seit zwei Jahren. Es heißt, dass wir einen Covid-Test machen müssen."

Das ist die Voraussetzung, um in die USA zu kommen. Rund 2000 Menschen leben derzeit im Camp in Matamoros und verlassen es momentan auch kaum, aus Angst sonst ihre Berechtigung zu verlieren. Laut US-Heimatschutzministerium sind es 25.000 Menschen, die auf ihren Asylantrag in Mexiko warten und von Trumps "Remain in Mexico"-Dekret betroffen sind. Die US-Regierung warnt alle anderen: Die neue Regelung sei keine Einladung an Migranten, illegal über die Grenze zu kommen.  Die Regierung arbeite jedoch an einem humanen und gerechten Einwanderungssystem.

Brendas Asylantrag wurde von den US-Behörden bereits einmal abgelehnt. Sie ist in Berufung gegangen. Auch sie ist vor der Gewalt ihres Mannes geflohen. Sie hat einiges durchgemacht. Einen Monat unter freiem Himmel geschlafen - schutzlos ausgeliefert - auch dem organisierten Verbrechen. Darüber will sie nicht sprechen. Doch es ist allgemein bekannt: Es wird gemordet, geraubt, erpresst, vergewaltigt - die Migrantinnen und Migranten werden oft Opfer von kriminellen Banden.

USA drosseln bereits Erwartungen

"Ich mache mir schon Sorgen, nachdem die Behörden meinen Asylantrag abgelehnt haben, ob sie nun bei der Revision positiv entscheiden werden. Ich will auf keinen Fall zurück nach Honduras", sagt Brenda. "Ich habe so viele Opfer gebracht. Aber es gab schlimmere Fälle als meinen und trotzdem wurden ihre Anträge abgelehnt." Diese Menschen hätten Beweise vorgelegt, einen Anwalt gehabt und seien trotzdem abgelehnt worden - darunter Leute aus Kuba und Venezuela.

Wie lange Brenda in den USA bleiben kann, wird sich zeigen. Bidens Beraterin für die US-Südgrenze, Roberta Jacobson, drosselt bereits die Erwartungen:  Die wenigsten Migranten würden die Bedingungen für Asyl erfüllen. Es werde in den USA aber an einer Lösung gearbeitet, wie Migranten legal, etwa mit einem temporären Arbeitsvisum einreisen können.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Februar 2021 um 14:00 Uhr.