Kommerzielle Raumfahrt Kann "Odysseus" heute auf dem Mond aufsetzen?
Versuche privater Firmen, Mondmissionen durchzuführen, waren bisher wenig erfolgreich. Einem texanischen Start-Up könnte es aber heute Nacht gelingen. Dann soll "Odysseus" in der Nähe des Südpols des Mondes landen.
"Odysseus", oder auch liebevoll "Odie" genannt, sieht aus wie ein großer rechteckiger Kasten mit sechs Beinen aus Aluminium. Er ist gut vier Meter groß und fast 700 Kilo schwer - das meiste Gewicht ist Treibstoff.
"Odysseus" wird mit einer Mischung aus heruntergekühltem Methan und Sauerstoff angetrieben, erklärt NASA-Mitarbeiterin Meghan Cruz im Livestream. Beladen ist das Mondlandefahrzeug zum Großteil mit Forschungsinstrumenten der NASA.
Außerdem sind mit an Bord 125 Mini-Mondskulpturen aus Edelstahl des New Yorker Künstlers Jeff Koons, die nach berühmten Persönlichkeiten wie Platon oder David Bowie benannt sind.
15 Sekunden Zeitverzögerung zur Erde
Die Mondmission ist Teil eines NASA-Programms, bei dem die Weltraumbehörde mit Privatfirmen zusammenarbeitet, um Kosten zu sparen. Dazu gehört auch das texanische Start-Up-Unternehmen Intuitive Machines, das 2019 von der NASA beauftragt wurde, eine Mondlandefähre zu bauen.
Ein Video des Unternehmens simuliert die Mondlandung. Mithilfe von Kameras und Lasern soll "Odysseus" vorsichtig auf den Mond absinken. Landeplatz ist ein Krater rund 300 Kilometer vom Südpol des Erdtrabanten entfernt.
"Der Lander benutzt ein Messgerät, das dem menschlichen Innenohr gleicht", heißt es in dem Video. Dieses könne Rotation und Beschleunigung wahrnehmen. "Die Flugüberwachung geht von einer Verzögerung von 15 Sekunden aus, bis die Bestätigung kommt: die weiche Landung auf der Oberfläche des Mondes."
Mission lief bisher planmäßig
Falls "Odysseus" erfolgreich landet, wäre er noch rund sieben Tage lang funktionsfähig und könnte Bilder und Messergebnisse zur Erde funken. In der vergangenen Woche war der Mondlander an Bord einer SpaceX Trägerrakete vom Kennedy Space Center in Florida in den Weltraum abgehoben.
Rund 50 Minuten nach dem Start hatte sich "Odysseus" planmäßig von der Rakete entkoppelt und sich auf den Weg zum Mond gemacht.
NASA plant Basis auf dem Mond
In den vergangenen Monaten hat es etliche Versuche gegeben, auf dem Mond zu landen. Zuletzt hatte im Januar ein Unternehmen aus Pittsburgh eine Landekapsel auf die Reise geschickt. Wegen eines Antriebsproblems musste diese jedoch aufgeben werden. Ein paar Tage später verglühte sie in der Erdatmosphäre.
Diese Erfahrungen will die NASA für ihre eigene "Artemis"-Mondmission nutzen. Die Weltraumbehörde plant eine bemannte Mondumrundung für 2025. Schon ein Jahr später sollen erstmals wieder Astronauten den Mond betreten. Das langfristige Ziel der "Artemis"-Mission ist eine permanente Mondbasis als Ausgangspunkt für zukünftige Unternehmungen zum Mars.