Teilnehmer einer Demonstration halten ein Transparent mit Aufschrift "1963-2023 Continuing the Dream"

60 Jahre "I have a dream" Tausende gedenken der Rede von Martin Luther King

Stand: 27.08.2023 10:39 Uhr

Einiges hat sich in den vergangenen 60 Jahren verändert - doch Rassismus gibt es trotzdem noch. In Washington sind am Samstag Tausende Menschen zum Gedenkmarsch an die berühmte Rede von Martin Luther King zusammengekommen.

Ein kochend heißer Tag auf der National Mall in Washington D.C. - genau wie vor 60 Jahren, als Martin Luther King Junior an gleicher Stelle seine berühmte Rede mit dem Zitat "I have a dream" gehalten hat. Am Samstag sind Tausende Menschen aus dem ganzen Land zur Mall geströmt, um dort für die Gleichbehandlung von Schwarzen zu demonstrieren.

Am 28. August 1963 hatten sich bis zu 250.000 Menschen in Washington versammelt, um Kings legendärer Rede zu lauschen. Der Pastor und Bürgerrechtler sagte damals, er träume davon, dass seine vier Kinder eines Tages in einem Land lebten, in dem sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt würden. Die Kundgebung ging als eine der größten und einflussreichsten Demonstrationen für das Streben nach der Gleichberechtigung von Schwarzen in die US-Geschichte ein.

60 Jahre "I have a dream"- Rede von Martin Luther King

Gudrun Engel, ARD Washington, tagesthemen, 26.08.2023 23:25 Uhr

Mehr Proteste gegen Ungerechtigkeit

"Ihr seid die Fortsetzung der Bewegung", sagte Bürgerrechtler Al Sharpton in seiner Rede bei der Kundgebung auf den Stufen des Lincoln Memorial. Er versprach bei dem Gedenkmarsch, sich künftig für mehr Proteste gegen Ungerechtigkeit einzusetzen. "Vor 60 Jahren sprach Martin Luther King von einem Traum. 60 Jahre später sind wir die Träumer."

Sharpton äußerte sich kritisch über die Republikaner, die das Wahlrecht der Schwarzen in den USA erschweren wollen. "Sie wollen Schwarze am Wählen hindern, aber wir werden es trotzdem tun. Egal, wie schwierig ihr es macht, wir kommen trotzdem." Er kritisierte auch die Debatte um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, das in etlichen republikanisch geprägten Staaten eingeschränkt wird, seitdem der Oberste Gerichtshof der USA im Sommer 2022 das bis dato geltende Verfassungsrecht kippte.

Viele Frauen ergriffen das Wort

Im Gegensatz zur historischen Demonstration wurden in den Reden und auf Transparenten auch die Bedeutung von LGBTQ-Menschen und die Rechte von Amerikanern asiatischer Herkunft betont. Viele Frauen ergriffen das Wort, während vor gut 60 Jahren nur einer einzigen Frau das Mikrofon gereicht worden war.

Alphonso David, Präsident und Geschäftsführer des Global Black Economic Forum, erklärte: "Wir haben Fortschritte gemacht in den vergangenen 60 Jahren, seit Dr. King den Marsch auf Washington anführte. Haben wir den Berggipfel erreicht? Bei weitem nicht."

Eine Menschenmenge am Lincoln Memorial in Washington, D.C., USA

Nach den Reden marschierte die Menge zum Denkmal von Martin Luther King nahe der National Mall.

Auch die Enkelin hielt eine Rede

Neben vielen Bürgerrechtlern war auch die Familie von King gekommen - unter anderem die 15-jährige Enkelin Yolanda King. Wenn sie heute mit ihrem Großvater sprechen könnte, würde es ihr leid tun, dass sie immer noch hier sein müssen, um sein Werk zu vollenden und den Traum wahr werden zu lassen, sagte sie in einer Rede.

"Vor 60 Jahren hat uns Dr. King aufgefordert, gegen das dreifache Übel anzukämpfen: Rassismus, Armut und Bigotterie", sagte sie. "Heute ist Rassismus noch immer bei uns. Armut ist noch immer bei uns. Und jetzt kommt es in Gotteshäusern, unseren Schulen und unseren Einkaufszentren zu Waffengewalt."

Am Samstag erschoss ein junger weißer Mann in einem Geschäft in einem mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Viertel in Jacksonville im Staat Florida drei Menschen, ehe er sich selbst tötete. Der örtliche Sheriff nannte Hass auf Schwarze als Tatmotiv.

Yolanda King mit ihrem Vater Martin Luther King III

Yolanda King trat mit ihrem Vater Martin Luther King III vor dem Lincoln Memorial in Washington auf.

Jahrestag am Montag

Yolanda Kings Vater, Martin Luther King III., fürchtete um die Demokratie. Man müsse sie erhalten, schützen und sogar noch ausbauen, sagte Kings ältester Sohn in seiner Rede. Er sei sehr besorgt über die Richtung, in die sich das Land bewege. Man habe das Gefühl, "als ob wir uns nicht vorwärts - sondern zurück bewegen".

Nach den Reden marschierte die Menge zum King-Denkmal nahe der National Mall. Der eigentliche Jahrestag des Marschs auf Washington ist am Montag. Dann wollen Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris mit den Organisatoren des Protestzugs von 1963 zusammenkommen. Eingeladen seien auch alle Kinder Kings, teilte das Weiße Haus mit.

Mit Informationen von Claudia Sarre, ARD-Studio Washington

Claudia Sarre, ARD Washington, tagesschau, 27.08.2023 07:20 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. August 2023 um 09:00 Uhr.