Jerry Springer

US-Talkshow-Moderator Jerry Springer mit 79 Jahren gestorben

Stand: 27.04.2023 18:22 Uhr

Er war einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Talkmaster im US-Fernsehen. Nun ist der Moderator Jerry Springer im Alter von 79 Jahren gestorben. Vor seiner TV-Karriere hatte sein Weg zunächst in die Politik geführt.

Fast 27 Jahre lang war er das Gesicht der "Jerry Springer Show" - nun ist der US-Moderator im Alter von 79 Jahren gestorben. Das gab die Familie des umstrittenen Talkmasters bekannt.

Der lokale TV-Sender WLWT5 zitierte aus der Stellungnahme von Springers Familie: Demnach sei er friedlich in seinem Haus nahe der Metropole Chicago verstorben. Eine Freundin der Familie sagte gegenüber dem Magazin "People", Springer habe zuvor eine "kurze Krankheit" durchlitten. Sie würdigte den Moderator mit den Worten:

Jerrys Fähigkeit, sich mit Menschen zu verbinden, war der Kern seines Erfolgs (...). Er ist unersetzlich, und sein Verlust schmerzt immens, aber die Erinnerungen an seinen Intellekt, sein Herz und seinen Humor werden weiterleben.

Pöbeleien, Beleidigungen, Handgreiflichkeiten

Zum ersten Mal wurde die "Jerry Springer Show" 1991 ausgestrahlt. Das Konzept der Sendung spaltete die Öffentlichkeit - doch gerade darum wurde die Sendung gleichzeitig so populär. Es wurde gepöbelt und oft genug kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den Gästen der Show. In den 1990er-Jahren erreichte die Show in den USA Rekord-Einschaltquoten und toppte zeitweise sogar die Quoten der legendären Talkshow "Oprah" von Oprah Winfrey.

Anfang der 2000er-Jahre wurde die Sendung auch in Deutschland bekannter, nachdem ein in Florida lebender Deutscher seine Ex-Frau nach einem gemeinsamen Auftritt in der Springer-Show ermordet hatte. Wenige Stunden nach der Ausstrahlung der Sendung im Juli 2000 war die Leiche der Frau gefunden worden.

Kind jüdischer Flüchtlinge

Geboren wurde Gerald Norman alias "Jerry" Springer im Februar 1944: Während eines Bombenangriffs, vor dem seine Eltern - jüdische Flüchtlinge - in einem Londoner Bahnhof Schutz gesucht hatten. Später wanderte die Familie in die USA aus.

Vor seiner Karriere als TV-Moderator schlug Springer eine politische Laufbahn ein. 1970 kandidierte er für einen Sitz im US-Repräsentantenhaus, scheiterte jedoch. Nachdem er daraufhin zunächst in den Gemeinderat der Stadt Cincinnati gewählt wurde, gelang ihm mit 33 Jahren der Sprung ins Bürgermeisteramt. 1982 bewarb er sich sogar als Gouverneur von Ohio, allerdings ohne Erfolg.

Von 1973 bis 1994 war Springer mit Micki Velton verheiratet. Aus der Ehe ging die Tochter Katie hervor.

"Ein Trottel, der Glück gehabt hat"

Auch nach dem Aus der "Jerry Springer Show" erwog der Moderator, in die Politik zurückzukehren, entschied sich letztlich aber dagegen. Nach der Einstellung der Sendung war Springer in mehreren Gastauftritten in Sitcoms und Serien zu sehen und veröffentlichte zudem zwei Bücher über seine Erfahrungen während der 27-jährigen Ausstrahlung der TV-Show.

Selbst gab er in einem Interview einmal zu, dass auch ihm vieles an der Show peinlich gewesen sei und er in dem Format eigentlich ernsthafte Themen habe besprechen wollen. Im Rückblick auf seine Karriere drückte es Springer einst so aus: Er sei einfach ein "Trottel, der Glück gehabt hat".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. April 2023 um 18:58 Uhr.