Fragen und Antworten Entscheidend ist die Wartung

Stand: 30.06.2009 15:34 Uhr

Der Absturz der "Yemenia"-Maschine ist das zweite Unglück eines Airbus innerhalb weniger Wochen. Deutet dies auf Sicherheitsmängel hin? Oder spielte das Alter des A310 eine Rolle? tagesschau.de beantwortet Fragen zum Unglück vor den Komoren.

Von Ralph Sartor, tagesschau.de

In den letzten vier Wochen sind zwei Flugzeuge des Typs Airbus abgestürzt. Sind diese Maschinen unsicher?

Ein klares Nein. Die beiden abgestürzten Airbus-Maschinen sind völlig unterschiedliche Typen, die in völlig unterschiedlichen Situationen abgestürzt sind. Das Unglück der A330 der Air France, die erst wenige Jahre alt war, geschah während des Fluges, die knapp 20 Jahre alte A310 stürzte beim Landeanflug ab. Es gibt keinerlei Hinweise auf irgendeine Gemeinsamkeit dieser Ereignisse.

Auch wenn beide Unglücksursachen noch nicht geklärt sind: Es ist nahezu vollständig ausgeschlossen, dass die beiden Katastrophen gleiche oder ähnliche Ursachen haben.

Die vor den Komoren abgestürzte Maschine wurde 1990 ausgeliefert und hatte mehr als 52.000 Flugstunden hinter sich. Wie lange halten Flugzeuge?

Das kann man pauschal nicht beantworten. Der verunglückte A310 war nicht mehr neu. Aber es gibt unzählige Passagiermaschinen, auch renommierter Fluggesellschaften, die jeden Tag auch innerhalb Europas sicher starten, fliegen und landen, die in diesem Alter sind - oder sogar noch älter. Dazu kommt eine Vielzahl an Frachtmaschinen, die beispielsweise in den 1970er- oder 1980er-Jahren gebaut wurden.

Viel entscheidender als das Alter oder das Betriebsalter eines Flugzeugs ist die Wartung. Ein schlecht gewartetes nahezu neuwertiges Flugzeug ist im Zweifelsfall unsicherer als eine perfekt gewartete Maschine aus den Achtzigerjahren. Die Luftwaffe fliegt übrigens mehrere A310 ähnlichen Alters wie die Unglücksmaschine.

Die Airline "Yemenia" steht nicht auf der schwarzen Liste der EU, ihr Flugzeug galt aber als schlecht gewartet. Wie vertrauenswürdig ist diese Liste überhaupt?

Bisher ist die Unglücksursache völlig unklar. Insofern gibt es noch keine Erkenntnisse darüber, ob es technische Mängel gab und ob die sogenannte schwarze Liste hier hätte helfen können. Das grundsätzliche Problem der schwarzen Liste ist das gleiche, das für alle Kontrollen gilt: Es gibt nur stichprobenartige Untersuchungen, die nicht alle Fluggesellschaften und alle Maschinen umfassen.

Über den aktuellen Fall ist wenig bekannt. Aber nach französischen Angaben wurde die Maschine vor zwei Jahren kontrolliert. Dabei seien Mängel aufgefallen - und seitdem hat die Maschine Paris offenbar nicht mehr angeflogen. Dennoch stiegen Passagiere, die in Paris in eine andere Maschine eingestiegen waren, dann in die Unglücksmaschine um. Das zeigt die Grenzen solcher auf die EU oder andere Gebiete begrenzter Kontrollen auf: Ob eine durch Mängel aufgefallene Maschine von einem Flughafen außerhalb der EU startet, kann nicht von der Europäische Union beziehungsweise den EU-Staaten kontrolliert werden. Deshalb ist der jetzt von der EU geforderte Schritt hin zu einer globalen schwarzen Liste sicher ein richtiger Schritt.