Die Karte zeigt die BRICS-Staaten und zu dem Bündnis eingeladene Staaten
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BRICS-Erweiterung Das neue Gegengewicht zum Westen

Stand: 24.08.2023 18:31 Uhr

Die BRICS-Gruppe wird sich mehr als verdoppeln. Zu den aktuell fünf Mitgliedern kommen sechs weitere dazu, einschließlich des Irans und Saudi-Arabiens. Damit wird die Allianz geopolitisch sowie wirtschaftlich an Gewicht gewinnen.

Es kam als große Überraschung: Die BRICS-Gruppe wichtiger Schwellenländer hat die Aufnahme von sechs neuen Mitgliedern verkündet: Saudi-Arabien, der Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Ägypten und Äthiopien werden dem Bündnis zum 1. Januar 2024 beitreten, kündigte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa beim Gipfel der Allianz in Johannesburg an. Südafrika hat derzeit den Vorsitz der Gruppe inne, der bislang außerdem Brasilien, Russland, Indien und China angehören.

BRICS-Gruppe wichtiger Schwellenländer will sich um sechs weitere Länder erweitern

Richard Klug, ARD Johannesburg, tagesthemen, 24.08.2023 22:30 Uhr

Lula: 46 Prozent der Weltbevölkerung

Mit der Aufnahme der sechs Länder wird sich die Allianz mehr als verdoppeln und geopolitisch sowie wirtschaftlich an Gewicht gewinnen. Die neue Elfer-Gruppe werde bis zu 37 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts zu Kaufkraftparitäten erwirtschaften und 46 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, sagte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva während des dreitägigen Spitzentreffens.

Mohammad Jamshidi, der stellvertretende Stabschef des iranischen Präsidenten, schrieb auf der Plattform X (ehemals Twitter), die Aufnahme in die BRICS-Gruppe sei ein "strategischer Sieg für die iranische Außenpolitik". Argentiniens Präsident Alberto Fernández feierte den Beitritt in einer Video-Botschaft als "neue Chance".

Die BRICS-Staaten im Vergleich
Regierungsform Einwohner BIP 2021 (in Mrd. US-Dollar) Export (in % des BIP)
Brasilien Präsidiale Bundesrepublik 213,99 Mio. 1.608,1 20,1
Russland Präsidialrepublik 143,45 Mio. 1.775,6 30,8
Indien Parlamentarische Demokratie 1,39 Mrd. 3.042,0 20,8
China Volksrepublik 1,41 Mrd. 17.458,0 20,0
Südafrika Parlamentarische Demokratie 60,04 Mio. 418,0 31,1
Iran Islamische Republik 85,03 Mio. 1.426,3 20,8
Saudi-Arabien Absolute Monarchie 35,34 Mio. 833,5 34,8
Vereinigte Arabische Emirate föderale konstitutionelle Monarchie  9,99 Mio. 410,0 93,4
Ägypten Präsidialdemokratie 104,23 Mio. 402,8 11,1
Äthiopien Föderale Republik 117,87 Mio. 99,3 7,6
Argentinien Präsidialdemokratie 45,81 Mio. 488,6 18,3

Quellen: Statistisches Bundesamt, Auswärtiges Amt

Bütikofer: Massive Herausforderung für die EU

Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer verlangte nach der angekündigten Erweiterung der BRICS-Staaten ein stärkeres Zugehen der EU auf arme Staaten. "Viele Jahre haben wir nicht, um unter Beweis zu stellen, dass Europa ein glaubwürdiger, verlässlicher und fairer Partner sein will", erklärte Bütikofer in Brüssel. "Gelingt das nicht, dann wird für viele dieser Länder vielleicht BRICS der Fluchtpunkt", warnte er.

Das Schwellenländer-Bündnis von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika vereint bislang 42 Prozent der Weltbevölkerung und steht für 24 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.

Die Karte zeigt die BRICS-Staaten und zu dem Bündnis eingeladene Staaten

Bütikofer sagte, der BRICS-Gruppe könne man zwar keine Homogenität unterstellen; die fünf derzeitigen und sechs künftigen Mitgliedsstaaten erschienen jedoch geeint in einer anti-westlichen Haltung. "Nicht-westlich war BRICS bisher schon - jetzt verschiebt sich der Akzent ins Konfrontative", sagte der Grünen-Politiker.

Für die EU bedeute diese Entwicklung eine massive Herausforderung. Chinas Dominanz werde wachsen, und BRICS werde zu einer "eindeutig autoritär orientierten Gruppe", so der Grünen-Politiker, der auch die Europaparlaments-Delegation für die Beziehungen zu China leitet und Mitglied der Delegation für die Beziehungen zu den USA ist. Zu den autoritär regierten Staaten in der erweiterten BRICS-Formation zählte Bütikofer China, Russland, Ägypten, Äthiopien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Iran. Die vier übrigen Staaten der Gemeinschaft - Brasilien, Indien, Südafrika sowie der Neuzugang Argentinien - gelten als schwache Demokratien.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. August 2023 um 11:00 Uhr.