In einer Abteilung für Tabakwarenaufbereitung werden Marlboro-Dosen mit Tabak befüllt.

WHO-Bericht Tabak verursacht enorme Umweltschäden

Stand: 31.05.2022 07:53 Uhr

Tabak verursacht laut Weltgesundheitsorganisation weltweit große Umweltschäden. Bei der Herstellung fallen jährlich 84 Millionen Tonnen CO2 an, Billionen Zigarettenstummel landen in der Natur. Zudem besetzt die Pflanze wichtige Ackerflächen.

Das Rauchen schadet laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt enorm. Demnach sei die Tabakindustrie einer der "größten Umweltverschmutzer der Welt", so die die UN-Organisation.

Jedes Jahr kosteten Herstellung und Konsum von Tabak mehr als acht Millionen Menschenleben, 600 Millionen Bäume, 200.000 Hektar Land sowie 22 Milliarden Tonnen Wasser und setzten rund 84 Millionen Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) frei, rechnet die WHO vor.

Die CO2-Menge entspreche dem Ausstoß von etwa 17 Millionen benzinbetriebenen Autos jährlich, heißt es in dem Bericht mit dem Titel "Tabak: Vergiftung unseres Planeten". Zudem werde dafür auch immer mehr Wald abgeholzt.

Tabakpflanzen besetzen wichtiges Ackerland

Tabak wird demnach vor allem in ärmeren Ländern angebaut, wo Ackerland und Wasser oft dringend gebraucht werden, um Lebensmittel zu produzieren. "Stattdessen werden sie genutzt, um tödliche Tabakpflanzen zu züchten", heißt es im WHO-Bericht.

Bis zu einem Viertel aller Tabakbauern erkrankten zudem an der so genannten Grüner-Tabak-Krankheit, einer Vergiftung durch das über die Haut aufgenommene Nikotin, erklärte der WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, Rüdiger Krech. Landwirte, die den ganzen Tag mit Tabakblättern hantieren, würden täglich das Äquivalent von 50 Zigaretten Nikotin aufnehmen. Besonders besorgniserregend sei dies für die vielen Kinder, die im Tabakanbau tätig sind.

Mehr als 7000 giftige Chemikalien

Tabakprodukte enthielten mehr als 7000 giftige Chemikalien, die beim Wegwerfen in die Umwelt gelangten, sagte Rüdiger Krech, Direktor für Gesundheitsförderung bei der WHO, zum Weltnichtrauchertag. Jeder der geschätzten 4,5 Billionen Zigarettenstummel, die jedes Jahr in Ozeanen, Flüssen, Gehwegen und Stränden landen, könne hundert Liter Wasser verschmutzen, so Krech.

Zigarettenfilter, Zigarettenverpackungen und E-Zigaretten tragen zudem erheblich zum Plastikmüll bei. Die WHO forderte deshalb, Zigarettenfilter als Einwegplastik zu behandeln und ein Verbot in Betracht zu ziehen, auch weil ihr gesundheitlicher Nutzen nicht nachgewiesen sei.

Die Kosten für die Beseitigung weggeworfener Tabakerzeugnisse trügen fast immer die Steuerzahler und nicht die Industrie. Dies koste China jährlich etwa 2,6 Milliarden Dollar und Indien etwa 766 Millionen Dollar. Die Kosten für Deutschland belaufen sich laut Schätzung der WHO auf mehr als 200 Millionen Dollar (186 Millionen Euro).

WHO: Industrie soll Kosten tragen

Die WHO forderte Länder und Städte auf, die Industrie bei der Beseitigung der Tabakreste stärker in die Pflicht zu nehmen. In Ländern wie Frankreich und Spanien oder Städten wie die US-Metropole San Francisco muss demnach die Industrie für die Kosten der Verschmutzung aufkommen, die sie verursacht. Weitere Länder und Städte müssten diesem Beispiel folgen,

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 31. Mai 2022 um 08:00 Uhr.