Ein Schwarm von Fischen schwimmt über Korallen.

Gefährdetes Weltnaturerbe Wieder Korallenbleiche am Great Barrier Reef

Stand: 18.03.2022 16:08 Uhr

Hohe Wassertemperaturen lassen erneut die Korallen des Great Barrier Reefs vor Australiens Küste ausbleichen. Experten fürchten, dass es bereits die vierte Massenbleiche in nur sechs Jahren werden könnte.

Das Great Barrier Reef vor Australiens Nordostküste ist von einer neuen und schweren Korallenbleiche betroffen. Auf Luftaufnahmen sei zu erkennen, dass die Bleiche entlang des gesamten rund 2300 Kilometer langen Riffs auftrete, allerdings je nach Stelle unterschiedlich stark, erklärte die australische Marineparkbehörde in einem Update zum Zustand des Riffs (Englisch).

Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Wird das Meerwasser zu warm, stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben. "Die Wetterlage in den nächsten Wochen wird entscheidend sein für das Gesamtausmaß und den Schweregrad der Korallenbleiche im gesamten Meerespark", heißt es in dem Bericht weiter.

Wasser für März zu warm

Die Temperaturen rund um das größte Korallenriff der Welt hätten in der vergangenen Woche zwischen 0,5 und 4,0 Grad über dem März-Durchschnitt gelegen, sagte Chefwissenschaftler David Wachenfeld. Das sei untypisch für diesen Monat, wenn in Australien der Herbst beginnt und es kühler wird. "Dies bedeutet, dass sich der thermische Stress im gesamten Riff weiter angehäuft hat."

Am stärksten sei der mittlere Teil betroffen, an manchen Stellen seien Korallen auch abgestorben. Gebleichte Korallen sind gestresst, aber noch am Leben, sagte Wachenfeld. "Wenn die Bedingungen sich verbessern, können sich gebleichte Korallen von diesem Stress erholen."

Ist es die nächste Massenbleiche?

Der Korallenexperte Terry Hughes von der Universität James Cook sagte der Nachrichtenagentur AAP, es könne sich um eine neue Massenbleiche am Riff handeln. Es wäre bereits die sechste insgesamt und die vierte in nur sechs Jahren nach 2016, 2017 und 2020. Fest stehe dies aber erst, wenn alle Daten analysiert seien, erklärte Wachenfeld.

Bei der letzten Bleiche vor zwei Jahren waren den Forschern zufolge zwei Drittel der Korallen beschädigt worden.

UNESCO will Riff begutachten

Der beunruhigende Report der Behörde kommt nur wenige Tage vor dem Besuch einer Expertengruppe der UNESCO, die das Great Barrier Reef begutachten soll. 2021 hatte die UNESCO gedroht, das mehr als 340.000 Quadratkilometer große Weltnaturerbe auf die Rote Liste des "gefährdeten" Welterbes zu setzen. Druck der australischen Regierung hatte dies verhindert, nun soll erst 2023 wieder darüber beraten werden.

Greenpeace sieht in der neuerlichen Bleiche einen Beweis für ein Versagen der australischen Regierung, das weltweit größte Ökosystem aus Korallenriffen vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. "Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, dass der durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas verursachte Klimawandel die Existenz unseres Riffs bedroht", erklärte Martin Zavan, Kampagnenleiter für den Pazifikraum von Greenpeace Australien.

Eine Milliarde australische Dollar für Erhalt des Riffs

Erst kürzlich stellte der australische Premierminister Scott Morrison ein Maßnahmen-Paket zum Schutz des Riffs vor. Über neun Jahre sollen insgesamt eine Milliarde Australische Dollar (630 Millionen Euro) in den Erhalt des Ökosystems investiert werden. Dabei geht es auch um den Schutz des Tourismus, für den das Riff von großer Bedeutung ist.

Lena Bodewein, Lena Bodewein, ARD Singapur, 08.02.2022 17:22 Uhr