Reagenzgläser mit der Aufschrift „Affenpockenvirus positiv und negativ“

Affenpocken Wie der erste Patient behandelt wird

Stand: 25.05.2022 16:41 Uhr

Der Infektiologe Clemens Wendtner behandelt den ersten Affenpocken-Infizierten in Deutschland. Dem Patienten geht es gut. Warum er aber weiter in Behandlung ist - und wie die Ärzte die Erkrankung therapieren.

Vor fünf Tagen wurde der erste Fall von Affenpocken in Deutschland bekannt. Der Patient befindet sich noch im Krankenhaus - ihm geht es aber gut. Auch die Patienten zwei und drei werden wohl bald gesund sein. "Eigentlich könnte der junge Mann schon wieder nach Hause", sagt Clemens Wendtner. Der Infektiologe behandelt den ersten bekannten Infizierten mit Affenpocken in Deutschland.

"Der Zustand des Patienten ist absolut stabil. Aus medizinischer Sicht ist er nicht krankenhauspflichtig", erklärt Wendtner. Der Patient könnte sich nun in häusliche Isolation begeben. Doch das geht nicht. Denn der 26-jährige Mann wohnt eigentlich in Lissabon und war nur zu Besuch in München. Deswegen muss er noch bis zum 3. Juni in dem isolierten Zimmer im Schwabinger Klinikum München bleiben. Dann ist das Auftreten der ersten Symptome 21 Tage her.

Entlassung aus Isolation nur bei Symptomfreiheit

Solange sollen sich Infizierte mit Affenpocken isolieren. Das ist die Empfehlung des Robert Koch-Institutes. Wendtner würde den 26-jährigen Patienten allerdings nur entlassen, wenn er bis dahin weiter ohne Symptome ist und die Pocken weitestgehend abgeheilt sind.

"Die Krusten auf den Pocken müssen abheilen, denn die sind auch infektiös", erklärt Wendtner. Deswegen würden die betroffenen Hautstellen mit Zinkpaste bedeckt. "Es geht darum, diese Läsionen auszutrocknen, damit die Patienten nicht die Pocken am eigenen Körper verteilen."

Affenpocken unter dem Elektronenmikroskop

In Deutschland werden erste Infektionen mit dem Affenpockenvirus gemeldet. mehr

Noch Virenlast

Die letzten Abstriche bei dem Mann hätten noch eine Viruslast gezeigt. Das gilt auch für den zweiten bekannten Infizierten. Der hatte laut seines Berliner Arztes am 16. Mai erste Symptome und begab sich drei Tage später in medizinische Behandlung.

Clemens Wendtner

Infektiologe Clemens Wendtner behandelt den ersten Patienten

Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen habe der Anfang 30-Jährige nicht mehr. Jedoch mache die Haut noch Probleme, an den Stellen, wo sich die Pocken gebildet hätten. Ein weiterer Berliner Patient, der sich ebenfalls vergangene Woche behandeln ließ, ist fast wieder gesund. Grund für die schnelle Genesung könnte sein, dass dieser Mann als junger Mensch noch gegen die herkömmlichen Pocken geimpft wurde.

Diese Impfung könnte ihn jetzt, mit Anfang 50, gegen einen schweren Verlauf der Affenpockeninfektion schützen, so die Vermutung seines Arztes.

Diese vom Robert Koch-Institut (RKI) zur Verfügung gestellte elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt das Affenpockenvirus.

Die ersten Fälle waren in Großbritannien entdeckt worden - nun meldeten auch Spanien und Portugal mehrere Infizierte. mehr

Weitere Fälle bekannt geworden

Mittlerweile sind weitere Fälle von Affenpocken bekannt geworden. Die Stadt Köln bestätigte die drei ersten Fälle in Nordrhein-Westfalen. Und auch der Münchner Infektiologe Wendtner hat einen weiteren Fall in Behandlung. Ein 32-jähriger Mann, der sich, wie andere Patienten auch, offenbar Anfang Mai auf Gran Canaria angesteckt hat.

"Ihm geht es mittlerweile so gut, dass wir heute in Absprache mit den Gesundheitsbehörden die Entscheidung getroffen haben, ihn zeitnah aus dem Krankenhaus in die häusliche Isolation zu entlassen." Trotz der neuen Fälle sei das Infektionsgeschehen sehr begrenzt, so Wendtner. Eine neue Pandemie drohe nicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 24. Mai 2022 um 22:15 Uhr.