Kunde hebt Geld an einem Bankautomaten ab

Teure Dispokredite Banken verlangen bis zu 14 Prozent Zinsen

Stand: 24.10.2022 17:06 Uhr

Wer sein Konto überzieht, muss dafür Zinsen zahlen - einige Banken verlangen bis zu 14 Prozent, hat eine Umfrage ergeben. Besonders kleine, ländliche Institute profitieren überdurchschnittlich stark.

Von Ursula Mayer, hr

Wer bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee sein Konto überzieht, muss vergleichsweise hohe Dispozinsen zahlen. Pro Jahr verlangt die bayerische Genossenschaftsbank rund 14,30 Prozent. Damit ist das Kreditinstitut im bundesweiten Vergleich in Sachen Dispozinsen am teuersten.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Online-Verbraucherportal Biallo unter fast 1200 Banken und Sparkassen durchgeführt hat. Warum gerade bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee so hohe Dispozinsen anfallen und wie viele Kunden sie aktuell zahlen müssen, zu diesen und anderen Fragen hat sich die Bank bislang nicht geäußert.

Viele kleinere Institute "langen ordentlich hin"

Ähnlich hohe Zinssätze erheben mit 14,10 Prozent die Volksbank Heimbach und mit 13,75 Prozent die Raiffeisenbank Plankstetten. "Es fällt auf, dass gerade kleinere, regionale Genossenschaftsbanken und auch Sparkassen bei den Dispozinsen oft ordentlich hinlangen", sagt Kevin Schwarzinger, Redakteur bei Biallo. Häufig seien es dieselben Institute, die auch bei anderen Posten, wie den Kontogebühren, zu den teureren Geldhäusern zählen würden.

Im Schnitt kommen die Geldhäuser bundesweit laut der Studie auf einen Dispo-Zinssatz von 10,07 Prozent. Damit sei es für sie im Grunde ein lukratives Geschäft, wenn ihre Kunden in Folge der hohen Inflation und explodierenden Energiepreise ihr Konto überziehen müssten, sagt Biallo-Redakteur Schwarzinger: "Doch das verschärft die finanzielle Situation der betroffenen Verbraucher zusätzlich."

Einige Banken verlangen deutlich weniger

Manche Banken sind allerdings auch zurückhaltender. So werden etwa bei der Spar- und Kreditbank Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden im Jahr gerade einmal 3,10 Prozent Zinsen fällig. Die Genossenschaftsbank mit Sitz im hessischen Bad Homburg betont allerdings, von diesem moderaten Dispo-Zinssatz profitiere nur ein wirklich kleiner Kreis von Kirchenangestellten.

Ähnlich günstige Konditionen bietet die überregionale Hypovereinsbank bei manchem Kontomodell, nämlich einen Dispo-Zinssatz von jährlich 2,75 Prozent. Wer bei der nachhaltigen GLS Bank sein Konto überzieht, für den kann das bei einer Summe von bis zu 10.000 Euro sogar kostenlos sein. Für Biallo-Redakteur Schwarzinger ist das ein Sonderfall: "Denn die ökologische Genossenschaftsbank nimmt von ihren Kunden Mitgliedsbeiträge von 60 Euro pro Jahr, da kann sie es sich leisten, beim Dispo großzügig zu sein."

Rahmenkredit mögliche Alternative

Dass es in Sachen Dispozinsen in der Bankenbranche himmelweite Unterschiede gibt, stellt auch Joachim Wuermeling fest. Er ist im Vorstand der Bundesbank für die Bankenaufsicht zuständig. Letztlich lege aber jedes Finanzinstitut diesen Zinssatz selbständig fest, meint Wuermeling. "Wir befinden uns im Moment wegen der Zinswende in einem Umbruch und darauf reagieren die Banken ganz unterschiedlich", sagt der Bankenaufseher. Letztlich werde der Wettbewerb darüber entscheiden, welcher Zinssatz am Ende dominiere. Wem also die Dispozinsen bei seiner Hausbank zu hoch sind, dem empfiehlt Wuermeling, zu einer anderen Bank wechseln.

Eine andere, oft günstigere Alternative kann für viele Verbraucher ein Rahmenkredit sein, rät Josefine Lietzau, Expertin für Bankprodukte beim Internetportal Finanztip. "Dieses Finanzpolster können Kunden recht flexibel nutzen", erklärt Lietzau: "Aber sie sollten das Geld auch wirklich regelmäßig zurückzahlen, um nicht durch diesen Kredit erst richtig in die Schuldenfalle zu geraten."

Finanzwende sieht Banken in der Pflicht

Angesichts immer neuer Krisen werden derweil die Rufe in der Politik laut, die Zinsen für Dispokredite zu deckeln. Solche Eingriffe lehnt die Deutsche Kreditwirtschaft als führender Branchenverband ab. "Denn das hätte wohl zur Folge, dass dieser Deckel wahrscheinlich der dann geltende Satz wäre", heißt es in einer Stellungnahme. Dadurch würde der Wettbewerb eingeschränkt, doch von genau diesem Wettbewerb würden Verbraucher profitieren. Momentan hätten sie es ohne Deckel dank eines großen Angebots noch selbst in der Hand, wo und zu welchen Konditionen sie einen Dispokredit nutzen wollten, so die Deutsche Kreditwirtschaft.  

Und bis die Politik so einen Dispo-Deckel auf den Weg gebracht hätte, wäre es wohl zu spät, heißt es bei der Bürgerbewegung Finanzwende. In der Energiekrise spitze sich die Situation für viele jetzt zu. Deshalb sieht Finanzwende-Sprecher Julian Merzbacher die Verantwortung bei den Banken und Sparkassen und fordert sie zur Mäßigung auf. "Denn viele Menschen geraten derzeit unverschuldet in finanzielle Probleme und da sollte sich die Kreditwirtschaft so aufstellen, dass sie wirklich Partner in der Krise ist und nicht übermäßig Profit daraus schlägt", so Merzbacher.