Monika Schnitzer | dpa

Chefin der Wirtschaftsweisen "Inflation bleibt noch zwei Jahre hoch"

Stand: 24.12.2022 11:35 Uhr

Die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Schnitzer, rechnet für Deutschland bis ins Jahr 2024 hinein mit hohen Inflationsraten. Um Preisbremsen einzuführen, hält sie einen "Energie-Soli" für sinnvoll.

Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, rechnet mit einer länger anhaltenden hohen Inflation. Der "Rheinischen Post" sagte die Ökonomin, auch 2024 werde die Preissteigerung ein Thema bleiben, "erst danach könnten wir allmählich zu Raten von zwei Prozent zurückkehren."

In den vergangenen Monaten lag die Inflationsrate bei etwa zehn Prozent. Das Statistische Bundesamt beobachtet Preisanstiege neben der Energie bei vielen anderen Waren, besonders bei Nahrungsmitteln.

"Unternehmen geben ihre höheren Kosten weiter"

Laut Schnitzer bleibt die Inflation hoch, weil es zu Zweitrunden-Effekten komme. "Unternehmen geben ihre höheren Kosten weiter, wobei manche auch deutlich übertreiben". Bei den Löhnen mache sie sich dagegen keine Sorgen, die Abschlüsse von Chemie und Metall seien durchaus maßvoll.

Forderung nach Energie-Soli

Um im kommenden Jahr Preisbremsen einführen zu können, fordert die Chefin der Wirtschaftsweisen, einen "Energie-Soli" einzuführen. Er sei sinnvoll, denn "er bringt zum Ausdruck, dass das Land ärmer wird und starke Schultern mehr Last tragen müssen als schwache."

Der "Energie-Soli" würde dem Staat Milliarden bringen. "Wenn der Staat ihn so hoch ansetzt wie den bisherigen Soli, würde das rund 12 bis 13 Milliarden Euro an Mehreinnahmen bringen. Wenn man ihn an die Preisbremsen koppelt, ist der Soli auch klar befristet."

"Atomkraftwerke länger laufen lassen"

Zudem sprach sich Schnitzer dafür aus, die Laufzeiten der verbleibenden deutschen Atomkraftwerke zu verlängern. "Aus ökonomischer Sicht wäre es sinnvoll, jetzt schnell neue Brennstäbe zu bestellen. Das würde uns im nächsten Winter mehr Sicherheit geben, auch wenn der Beitrag nicht überschätzt werden sollte."

Der Bund solle dringend prüfen, die drei Atomkraftwerke "zwei oder drei Jahre" länger laufen zu lassen. "Das ungelöste Endlager-Problem wird nicht größer, wenn die Laufzeit etwas verlängert wird." Die Strompreise seien derzeit so hoch, weil das Angebot knapp sei und deshalb häufig die besonders teuren Gaskraftwerke zum Einsatz kämen.

Die drei verbliebenen Atomkraftwerke hätten eigentlich am 31. Dezember vom Netz gehen sollen. Wegen der Energiekrise als Folge des Ukraine-Krieges wurde ihre Laufzeit bis zum 15. April verlängert.

Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. Dezember 2022 um 09:00 Uhr.