BIP legt im ersten Quartal um 1,5 Prozent zu Deutsche Wirtschaft übertrifft alle Erwartungen

Stand: 13.05.2011 12:04 Uhr

Die Zahlen der Statistiker übertreffen sogar die optimistischsten Erwartungen: Um 1,5 Prozent wuchs die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Quartal. Auf Jahressicht gerechnet stieg das BIP sogar so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Wachstumstreiber war nicht der Export sondern die Binnenwirtschaft.

Die deutsche Wirtschaft ist zu Beginn des Jahres 2011 noch stärker gewachsen, als ohnehin erwartet: In den ersten drei Monaten des Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, teilte das Statistische Bundesamt mit. Auf Jahressicht legte die Wirtschaftsleistung sogar so stark zu wie noch nie seit der Wiedervereinigung: Die Statistiker berechneten einen BIP-Anstieg von preisbereinigt 5,2 Prozent.

Industrie und Baubranche investieren kräftig

Wachstumstreiber zum Jahresauftakt war nach Angaben der Statistiker vor allem die Binnenwirtschaft: Besonders dynamisch stiegen die Investitionen von Industrie und Baubranche, aber auch der Konsum. Die Exporte kletterten ebenfalls weiter. Insgesamt sei der Außenbeitrag aber geringer gewesen als der inländische Anteil am Wachstum.

Die Zahlen der Statistiker übertreffen selbst die optimistischsten Erwartungen deutlich. Die Bundesregierung hatte für das erste Quartal nur mit einem Plus von 0,8 Prozent gerechnet, Volkswirte hatten einen Anstieg von bis zu 1,0 Prozent erwartet. Der neue Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, der gestern seine Ernennungsurkunde erhalten hatte, begrüßte den "kraftvollen Einstieg" der deutschen Wirtschaft in das Jahr 2011. Die Zahlen belegten, dass die deutsche Wirtschaft weiter an Fahrt gewinne.

"Deutschland bewegt sich auf zweites Wirtschaftswunder zu"

Analysten sehen das ähnlich. "Deutschland bewegt sich auf ein zweites Wirtschaftswunder zu", sagte Carsten Brzeski von ING. "Wir sind sehr schnell aus der Krise des Jahres 2009 herausgekommen - unerwartet schnell, unerwartet kräftig", sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz, in der ARD. "Und so geht es in diesem Jahr weiter."

"Es werden jetzt deutlich mehr als drei Prozent werden"

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und andere Wirtschaftsforschungsinstitute stellten nun eine Anhebung ihrer Prognose für das Gesamtjahr Aussicht. Bisher rechneten die DIW-Experten für 2011 mit einem Wachstum von 2,7 Prozent. "Das werden wir wohl nach oben korrigieren können", sagte der DIW-Leiter Konjunkturpolitik, Ferdinand Fichtner.

Auch das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wird seine Jahresprognose nach oben korrigieren. "Es werden jetzt deutlich mehr als drei Prozent werden", sagte IWH-Konjunkturforscher Oliver Holtemöller. Im März hatte das IWH für 2011 noch 3,0 Prozent Wirtschaftswachstum vorhergesagt.

Sollten sich die Zahlen bestätigen, würde die Wirtschaft 2011 das zweite Jahr in Folge um mehr als drei Prozent zulegen. 2010 hatte es mit 3,6 Prozent den stärksten Zuwachs seit der Wiedervereinigung gegeben. Dem war 2009 wegen der Finanzkrise allerdings auch mit 4,7 Prozent der schwerste Einbruch seit rund 60 Jahren vorausgegangen.

Nach Überzeugung von Ökonomen wird sich das deutsche Wachstum im zweiten Quartal 2011 allerdings verlangsamen. Gründe seien die nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft und steigende Preise. Im Kampf gegen die Inflation hatte die Europäische Zentralbank im April die Zinsen erstmals seit der Finanzkrise angehoben.