
Trotz enormer Inflation Erdogan will noch niedrigere Zinsen
In der Türkei lag die Teuerung laut offiziellen Angaben zuletzt bei über 70 Prozent. Trotzdem hat Präsident Recep Tayyip Erdogan weitere Zinssenkungen angekündigt. Die Landeswährung Lira verliert weiter an Wert.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt, obwohl die Inflation laut offizieller Angaben zuletzt weiter geklettert ist. "Diese Regierung wird die Zinssätze nicht erhöhen. Im Gegenteil, wir werden sie weiter senken", sagte Erdogan zu Wochenbeginn nach der wöchentlichen Kabinettssitzung in Ankara.
Die Verbraucherpreise in der Türkei waren im Mai so stark gestiegen wie seit fast einem Vierteljahrhundert nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 73,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt mitteilte. Das ist die höchste Inflationsrate seit Oktober 1998 und sorgt in der türkischen Wirtschaft teils für dramatische Auswirkungen.
Gegen die ökonomische Lehre
Die türkische Notenbank hatte ihren Leitzins zuletzt im Dezember von 15 auf 14 Prozent gesenkt, nachdem er vor einem Jahr noch bei 19 Prozent gelegen hatte - bei einer Inflation von damals knapp 17 Prozent.
Mit seiner Ansage hat sich der türkische Staatschef einmal mehr gegen die allgemein akzeptierte ökonomische Meinung ausgesprochen, wonach eine hohe Inflation mit Zinserhöhungen bekämpft werden muss. Erdogan hingegen machte hohe Zinsen für eine hohe Inflation verantwortlich.
Am Devisenmarkt setzte sich der Abwärtstrend der türkischen Lira gegenüber dem US-Dollar fort. Zeitweise mussten 16,74 Lira für einen US-Dollar bezahlt werden, ein Plus von rund 0,7 Prozent, die US-Währung verteuerte sich damit. Je mehr Lira man für einen US-Dollar aufwenden muss, desto weniger ist türkische Lira wert. Seit Jahresbeginn hat die türkische Devise um rund 21 Prozent abgewertet.