
Zu hoher Energieverbrauch Singapur stoppt neue Datenzentren
Singapur ist ein wichtiger Standort für Rechenzentren zur globalen Datenspeicherung. Doch wegen des hohen Energieverbrauchs will die Regierung nun keine neuen Datenzentren mehr zulassen.
Es sind große Ziele für einen kleinen Stadtstaat: "Singapur strebt danach, eine smarte Nation zu sein, von Daten angetrieben, digitaler Innovation und Technologie." So wird es in der Werbung formuliert. Das südostasiatische Land am Äquator ist einer der Top-Ten-Orte für Datenzentren weltweit - zwischen 60 und 100 sind es verschiedenen Studien zufolge. Denn: Was auch immer wir irgendwo auf der Welt benutzen, unsere Vernetzung, unser Konsum, unsere Arbeit oder Schule von zu Hause: Alles benötigt Daten, die irgendwo gespeichert werden müssen.
Google, Zoom, Amazon, Facebook: Sie alle haben große Datenzentren in Singapur. Im April wurde eines der größten eröffnet: Der US-Datenriese Digital Realty betreibt damit drei Zentren in Singapur, eine Investition von mehr als einer Milliarde US-Dollar.
Zuletzt viele neue Rechenzentren
In den vergangenen fünf Jahren hat Singapur 14 neue Rechenzentren mit einer IT-Kapazität von 768 Megawatt genehmigt. Dabei ist in heutigen Zeiten für die Kunden solcher Zentren eines besonders wichtig: Nachhaltigkeit. Denn wie Desmond Lee, Minister für nationale Entwicklung, betont: "Während die digitale Wirtschaft weiter wächst, ist es wichtig, dass sie das so ökologisch nachhaltig wie möglich tut."
Er verweist darauf, dass zum Beispiel eines der betreffenden Gebäude 30 Prozent energieeffizienter als die Industrienorm sei. Das liegt an besonders effizienten Kühlsystemen, die auf weniger Wasserverbrauch zielen sollen. Denn die Kühlung dieser Zentren ist ein großes Problem: Sieben Prozent des gesamten Stromverbrauchs von Singapur, einer Stadt mit sechs Millionen Einwohnern, wird nur dafür aufgewendet.
Ausgeprägter Wärmeinsel-Effekt
Der urbane Wärmeinsel-Effekt ist hier besonders deutlich: Jegliche Energie, die an einem Ort erzeugt, verbraucht und freigesetzt wird, verwandelt sich früher oder später in Wärme. Das führt dazu, dass es in Singapurs Innenstadt satte sieben Grad wärmer sein kann als im Umland.
Trotzdem haben bisher viele Betreiber ausgerechnet eine Stadt in den glühend heißen Tropen als Standort für ihre Datenzentren ausgewählt: Denn ihre Vernetzung mit Unterseekabeln ist robust und unschlagbar, die Mitarbeiter sind exzellent ausgebildet, die Stadt ist keinen Naturkatastrophen ausgesetzt, 60 Prozent der Daten für den Asia-Pazifik-Raum liegen hier.

Ebenso wie viele andere große Internetkonzerne betreibt auch Google ein Datenzentrum in Singapur. Bild: picture alliance / dpa
Das soll erstmal genügen, meint Singapurs Regierung. Denn: "Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung für Singapur, darum müssen wir unseren Plan, Singapur noch grüner zu machen, nach vorne bringen. 80 Prozent unserer neuen Gebäude sollen super-niedrig-Energiegebäude sein", sagt Minister Desmond Lee. Da passen Hochenergiegebäude nicht wirklich hinein, selbst wenn sie schon energieeffizienter als früher sind.
Stopp für neue Datenzentren
Die Regierung kämpft um eine Balance zwischen umweltverträglicher Nachhaltigkeit und dem Bedarf der Industrie. Und darum gibt es erstmal auf unbestimmte Zeit einen Stopp für neue Datenzentren mit ihrem hohen Strom- und Wasserverbrauch. Keine neuen Grundstücke, dafür die Einladung, an innovativen Lösungen zu arbeiten. Wie Keppel Data Centres: Das Unternehmen will flüssigen Wasserstoff als Energiequelle nutzen. Und es will seine Datenzentren aufs Wasser bringen - "mit Seewasserkühlung und Solarpaneelen zur zusätzlichen Gewinnung grüner Energie", so das Unternehmen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Noch gilt Singapurs Stopp für Datenzentren.