
Notkredite Griechenland tilgt IWF-Schulden vorzeitig
Griechenland hat seine gesamten Schulden beim IWF fast zwei Jahre früher als geplant zurückgezahlt. Damit ist das Land seine Schulden aus der Finanzkrise aber keineswegs los.
Griechenland hat gestern die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erhaltenen Notkredite fast zwei Jahre früher als geplant zurückgezahlt. Die Rückzahlung der noch offenen 1,85 Milliarden Euro "schließt das Kapitel" der Staatsschuldenkrise von 2010, erklärte Finanzminister Christos Staikouras.
Ende März hatte das Land grünes Licht vom Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) für die Rückzahlung erhalten. Die Einrichtungen verzichteten damit auf die Vorgabe, dass vorgezogene Zahlungen an den IWF nur parallel zu Zahlungen an europäische Kreditgeber erfolgen dürfen.
Rückzahlung der Notkredite dauert noch Jahrzehnte
ESM-Direktor Klaus Regling verwies auch auf die Einsparungen für den griechischen Haushalt. Staikouras erläuterte, dass sein Land durch die vorzeitige Rückzahlung 230 Millionen Euro an Zinsen spare. So muss Griechenland beispielsweise für die EFSF-Kredite bis zu diesem Jahr gar keine Zinsen zahlen.
Der Staatschuldenkrise von 2010 waren noch zwei weitere große Finanzierungsrunden gefolgt, in denen der IWF und die europäischen Partner Milliarden nach Athen überwiesen. Insgesamt summieren sich die Notkredite und Hilfen der drei Hilfsprogramme zwischen 2010 und 2018 auf rund 278 Milliarden Euro. Die Rückzahlung der Kredite des ESM und der EFSF wird noch Jahrzehnte dauern.
Im Gegenzug für die Hilfen musste Griechenland strikte Sparmaßnahmen umsetzen, die die Arbeitslosigkeit und Armut im Land zumindest vorübergehend verschärft haben. Die griechischen Ausgaben stehen noch bis Ende des Jahres unter besonderer Aufsicht.
Sorge um Tragfähigkeit bei steigenden Zinsen
Das positive Signal darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Haushaltslage Griechenlands weiter überdurchschnittlich angespannt ist. Zum einen haben allein die Ausgaben im Zuge der Corona-Krise die Schuldenstände in Europa dramatisch nach oben getrieben. An den Finanzmärkten hatte sich zudem zu Jahresbeginn die Sorge verstärkt, dass die in Europa bevorstehende Zinswende besonders die Länder im Süden Europas treffen werde.
Trotz des Schuldenschnitts im Jahr 2012 und der jüngsten Fortschritte hat Griechenland immer noch die höchste Staatsverschuldung in der Eurozone. Ende 2021 schätzte der IWF den Schuldenstand auf gut 366 Milliarden Euro. Laut Regierungsprognosen soll die Verschuldung Ende dieses Jahres 189,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen - gegenüber 197,1 Prozent im Vorjahr und 206,3 Prozent im Jahr 2020.