Durchwachsener Konjunkturausblick der Weltbank "Die Weltwirtschaft hat chronische Schwächen"

Stand: 21.01.2010 05:40 Uhr

Die Weltwirtschaft wird nach Ansicht der Weltbank noch über mehrere Jahre unter den Folgen der Finanzmarktkrise leiden. Zu diesem Ergebnis kommt der neu vorgelegte Konjunkturausblick der Organisation. Zwar sei die schlimmste Phase wohl überstanden, doch gebe es im System "chronische Schwächen".

Die Erholung der Weltwirtschaft wird sich nach Einschätzung der Weltbank im Jahresverlauf abschwächen, da staatliche Konjunkturprogramme an Wirkung verlieren. Die Lage an den Finanzmärkten bleibe schwierig und die private Nachfrage wegen der hohen Arbeitslosigkeit schwach, schreibt die Weltbank in ihrem Bericht "Global Economic Prospects 2010".

Darin warnt die Organisation, dass die schlimmste Phase der Finanzkrise zwar möglicherweise vorüber sei, die Erholung der Weltwirtschaft aber labil ausfalle. Zwar sei die "akute Phase" der Krise vorüber, es gebe aber nach wie vor chronische Schwächen. Die Folgen der Krise dürften die Rahmenbedingungen für Finanzen und Wachstum in den nächsten zehn Jahren verändern.

Wirtschaftsleistung mit Aufwärtstrend

Das Bruttonationaleinkommen wird den Schätzungen zufolge um 2,7 Prozent in diesem Jahr und 3,2 Prozent im Jahr 2011 steigen. 2009 war die Wirtschaftsleistung noch um 2,2 Prozent gesunken. Allerdings trübten erhebliche Ungewissheiten den Ausblick. Je nachdem, wie sich das Konsum- und das Geschäftsklima in den nächsten Quartalen entwickelten, könnte das Wachstum im Jahr 2011 nur 2,5 Prozent, aber auch bis zu 3,4 Prozent betragen.

Für die Entwicklungsländer wird eine relativ robuste Erholung erwartet, das Wachstum soll 5,2 Prozent in diesem und 5,8 Prozent im nächsten Jahr betragen - nach 1,2 Prozent im vergangenen Jahr.

"Die Armen werden einen realen Preis zahlen"

Es sei nicht zu erwarten, dass sich die Weltwirtschaft über Nacht von dieser tiefen, schmerzvollen Krise erholt, sagte Justin Lin, Chefökonom der Weltbank. Es werde viele Jahre dauern, ehe die Volkswirtschaften und die Beschäftigung wieder die alten Niveaus erreichen. "Die Armen werden einen ganz realen Preis dafür zahlen müssen", so seine Prognose.

Die ärmsten Länder benötigten möglicherweise 30 bis 50 Milliarden Dollar an zusätzlichen Mitteln, um allein die vor der Krise initiierten Sozialprogramme aufrecht erhalten zu können.

Leichtes Wachstum beim Welthandel erwartet

Der Welthandel werde in diesem Jahr um 4,3 Prozent und im nächsten Jahr um 6,2 Prozent zulegen, hieß es in dem Bericht weiter. 2009 war er um 14,4 Prozent eingebrochen. In diesem nach wie vor schwachen Umfeld dürften die Ölpreise weitgehend stabil bei durchschnittlich rund 76 Dollar je Barrel bleiben. Andere Rohstoffpreise dürften in den Jahren 2010 und 2011 voraussichtlich nur um drei Prozent pro Jahr steigen.