Kosten für Gas, Strom und Benzin So hoch wird die Energie-Rechnung

Stand: 05.04.2022 10:47 Uhr

Der Ukraine-Krieg hat Energie nochmals stark verteuert. Private Haushalte müssen fürs Heizen, Tanken und auch Strom massiv draufzahlen. Um welche Summen geht es aufs Jahr gerechnet? Ein Überblick.

Seit Monaten erreichen die Preise für Gas und Öl immer neuen Rekordhöhen. Wie stark das private Haushalte belastet, wird besonders deutlich, wenn man die Zusatzkosten auf das gesamte Jahr hochrechnet. Nach Angaben des Vergleichsportals Check24 stiegen die jährlichen Energiekosten für einen Musterhaushalt im März 2022 auf durchschnittlich 7292 Euro. Das sind 80 Prozent beziehungsweise 3249 Euro mehr als im Vorjahresmonat, als die Kosten noch durchschnittlich 4043 Euro betrugen. "Die Energiekosten steigen seit 2020 stetig und sind seit Ende 2021 regelrecht explodiert", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24 gegenüber tagesschau.de.

Das Vergleichsportal geht bei seinen Berechnungen von einem Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden, einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden für Gas oder 2000 Liter Heizöl zum Heizen und einer Fahrstrecke von 12.000 Kilometern mit dem Auto im Jahr aus. Bei den berechneten Preisen handelt es sich um eine Mischkalkulation, bei der Check24 die jeweiligen Preise nach der Nutzung des Energieträgers in Deutschland gewichtet hat.

Verschiedene Gründe für starken Preisanstieg

Für die gestiegenen Preise lassen sich mehrere Gründe finden: Einerseits hat mit einer wieder höheren Industrieproduktion die Energie-Nachfrage zugenommen, seit sich die Weltwirtschaft nach dem Corona-Einbruch erholt hat. Gleichzeitig erhöhen sich die Preise für CO2-Emissionen. Dazu kommen die Auswirkungen des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Die CO2-Emissionszertifikate wurden 2021 von der Bundesregierung für den CO2-Ausstoß beim Heizen und im Verkehr eingeführt und sollen so Anreize für einen sparsamen Energieverbrauch und Klimaschutz schaffen. Der Preis macht den Verbrauch von fossilen Heiz- und Kraftstoffen teurer. Dazu wurden zunächst Festpreise festgelegt: Aktuell beträgt der CO2-Preis je Tonne 30 Euro und damit 5 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Schrittweise soll der Preis für die Zertifikate auf bis 65 Euro pro Tonne CO2 steigen.

Auch die kühleren Temperaturen im Winterhalbjahr spielten eine Rolle. Laut Jahresbericht der AG Energiebilanzen erreichte der Energieverbrauch 2021 hierzulande 12.265 Petajoule und stieg damit um rund drei Prozent zum Vorjahr.

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Weltmarktpreise auf Höchstständen

Die gestiegene Nachfrage treibt seit Monaten die Preise für Rohstoffe in die Höhe: Kostete ein Barrel der Rohöl-Nordseesorte Brent am 1. April 2021 noch 64,94 US-Dollar, lag der Preis ein Jahr später bereits bei 104,49 US-Dollar. Noch extremer hat sich der Gaspreis entwickelt: Betrugen die Kosten für niederländische TTF-Gas-Futures am 1. April 2021 noch 19,18 Euro pro Megawattstunde, schossen die Preise bis zum 1. April 2022 auf 111,18 Euro in die Höhe.

Diese stark steigenden Marktpreise werden durch die Energieversorger nun an die Verbraucher weitergegeben. Und das trifft private Haushalte hart, denn nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) heizten 2021 drei Viertel der Deutschen mit Gas oder mit Öl. Auch bei den neu installierten Heizungen erfreuten sich Gasheizungen bis zuletzt großer Beliebtheit: Von den Haushalten, die sich 2021 eine neue Heizung zulegten, entschieden sich nach Angaben des Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) etwa 70 Prozent für eine Gasheizung. Damit lag die Zahl der neu installierten Gasheizungen 2021 so hoch wie zuletzt vor 25 Jahren.

Gaspreis fast verdreifacht

Viele Verbraucher dürften diese Entscheidung nun bereuen. Denn ein Reihenhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas im Jahr zahlte im März 2022 auf 12 Monate hochgerechnet nach Angaben des Vergleichsportals Check24 rund 2043 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Damit haben sich die Kosten für Gasheizungen fast verdreifacht.

Auch bei Heizöl müssen die Verbraucher deutliche Preissteigerungen in Kauf nehmen: Wie das Vergleichsportal Verivox ermittelt hat, zahlt ein Single-Haushalt bei einem Jahresverbrauch von fünf Hektolitern im April diesen Jahres 470 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Bei einem Vier-Personen-Haushalt, der einen Jahresverbrauch von 20 Hektolitern Heizöl hat, sind es laut Verivox sogar 1881 Euro Mehrkosten. Somit sind es vor allem die Heizkosten, welche die Ausgaben für Energie seit eine Jahr auf immer neue Rekordhöhen treiben.

Gleichzeitig wirken sich die steigenden Ölpreise beim Tanken aus, denn die Mineralölkonzerne geben die gestiegenen Einkaufspreise an die Autofahrer weiter. So sind die Kosten für Benzin im April 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent und die Dieselpreise um 59 Prozent gestiegen. Nach Berechnungen von Verivox zahlen Verbraucher aktuell im Durchschnitt 42 Prozent mehr fürs Tanken. Das führt bei einer Fahrleistung von 13.300 Kilometern im Jahr zu 616 Euro Mehrkosten, auch wenn der Benzinpreis aktuell durch das Entlastungspaket der Regierung wieder etwas sinkt.

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Auch der Strom ist teurer

Auch bei den Strompreisen müssen Verbraucher kräftig drauflegen. Ein Single-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 1500 Kilowattstunden im Jahr zahlte im März vergangenen Jahres laut Check24 noch 538 Euro Stromkosten. Im März diesen Jahres sind es bereits 725 Euro - eine Steigerung von rund 35 Prozent.

Ähnlich geht es Drei-Personen-Haushalten mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom: Sie zahlten im März 2022 nach Berechnungen von Check24 418 Euro mehr als noch vor einem Jahr. Bei Vier- und Mehr-Personen-Haushalten mit einem jährlichen Stromverbrauch von etwa 5000 Kilowattstunden im Jahr schlägt die Teuerung noch mehr ins Gewicht. Sie müssen im Jahresvergleich rund 40 Prozent drauflegen.

Keine Entspannung in Sicht

In ihrem ganzen Ausmaß spürbar dürften die Preissteigerungen für die meisten Deutschen wohl erst im kommenden Jahr werden, wenn sie die Nebenkostenabrechnung für 2022 erhalten. "Der Preishammer kommt im nächsten Jahr auf die Verbraucher zu", sagte Energieexperte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Darum werden bereits jetzt Stimmen laut, man solle die Abschlagszahlungen für private Haushalte bereits in diesem Jahr erhöhen. Auch die Bundesnetzagentur forderte dies am Wochenende. Experten sprechen sich für mehr Anreize aus, schnell den Energieverbrauch zu senken.

Ob die Energiekosten noch weiter ansteigen werden, hängt nach Einschätzung des Check24-Experten Suttner vor allem vom weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges ab - und der Reaktion des Westens: "Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben die Energiepreise weiter nach oben getrieben. Ein möglicher Lieferstopp kann die Situation noch verschärfen." Mit einer Entspannung ist vorerst wohl in keinem Fall zu rechnen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Februar 2022 um 19:08 Uhr.