Ein Mann hält das Spiel "Holomonster" in den Händen.

Spielwarenmesse in Nürnberg Augmented Reality und Zuckerrohreimer

Stand: 01.02.2023 08:21 Uhr

Was bringt Kinderaugen zum Leuchten? Bei der Spielwarenmesse in Nürnberg dreht sich in diesem Jahr alles um Apps, Augmented Reality und Nachhaltigkeit. Und ausrangierte Kühlschränke bekommen ein zweites Leben.

Von Nicolas Eberlein, BR

Der Trend zur Nachhaltigkeit, er zieht sich durch alle Branchen. Auch auf der Neuheitenschau der Nürnberger Spielwarenmesse wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Die Sonderschau "ToysGoGreen" - Spielzeuge werden Grün - fasst diesen Bereich zusammen, so der Spielwarenmesse-Chef Christian Ulrich im BR-Interview. "Dort zeigen wir den letzten Stand in der Industrie. Welche Materialien es neben Holz auch noch gibt. Das sind Dinge wie Kork, Bambus und Ähnliches." Das solle in Zukunft auf der Messe fest etabliert werden.

Spielwarenmesse in Nürnberg

Uschi Schmidt, BR, Morgenmagazin

Neben Kork und Bambus zeigt auch Playmobil, welche Rohstoffe in nachhaltige Spielzeuge wandern können. 80 Prozent der Figuren, Tiere, Hütten und dergleichen aus der Spielzeug-Serie "Wiltopia" stammen aus nachhaltigen Materialien, sagt Pressesprecher Björn Seeger. "Zum einen ist da Recyclat drin, was zum Teil aus ausrangierten Kühlschränken gewonnen wird, zum anderen sind es auch biobasierte Kunststoffe."

"Wiltopia" von Playmobil

Ob Bambus, Kork oder sogar recycelte Kühlschränke: Das Spielzeug wird nachhaltiger hergestellt, wie die Serie "Wiltopia" von Playmobil.

Thema Nachhaltigkeit braucht eine Story

Die nachhaltigen Produkte seien sowohl von den Kunden als auch den Handelspartnern gut angenommen worden, so Seeger weiter. Das Thema Nachhaltigkeit nur über die Materialien anzugehen, reiche für Playmobil aber nicht aus. "Auch in der Story geht es um den Schutz der Umwelt in der Amazonasregion", sagt Seeger mit Blick auf "Wiltopia". "Kinder sind offen für Nachhaltigkeitsthemen, wenn sie wissen, worum es geht."

Kein Bambus oder Kork, auch keine alten Kühlschränke, dafür Zuckerrohr: Auf den nachwachsenden Rohstoff setzt das Start-up CompacToys aus Deutschland. Ebenfalls zu 80 Prozent bestehen ihre faltbaren Eimer für Sandkasten und Strand aus dem Material. Auch bei ihnen geht der nachhaltige Gedanke über das Material hinaus. Durch die Kompaktheit der Falteimer werde im Auto weniger Platz verbraucht, sagt Geschäftsführer Steffen Baumann. "Dann muss im Urlaub nicht Spielzeug gekauft werden, das dann gleich wieder weggeworfen wird."

Mit Dingen spielen, die gar nicht da sind

Ein ferngesteuertes Spielzeugauto fährt auf der Spielwarenmesse augenscheinlich ziellos auf dem leeren Boden herum. Daneben steht ein Mann, der mit seinem Smartphone spielt. Auf dem Bildschirm sieht die Welt anders aus: Hier sieht man über die Kamera das Spielzeugauto herumfahren - aber auch virtuelle Perlen, die das Auto einsammelt. AR, kurz für Augmented Reality, also "erweiterte Realität", gehört ebenfalls zu den Trends auf der Spielwarenmesse 2023 in Nürnberg.

Am Stand des Ausstellers Augmented Robotics gibt es noch weitere AR-Apps fürs Smartphone. Mit jedem kleinen Rennauto, das man vielleicht noch zu Hause in einer Kiste hat, kann man in Verbindung mit seinem Smartphone virtuelle Zombies überfahren und muss dabei aufpassen, nicht in Gebäude zu rammen. Mit solchen App-gesteuerten Spielwaren liegen die Aussteller voll im Trend, sagt Messe-Chef Christian Ulrich. Es wird immer digitaler, Hightech lande in den Kinderzimmern. Neuheiten sind laut Ulrich auch neu interpretierte Klassiker. Dazu passen die alten Rennautos in AR sehr gut.

Ein Mann zeigt ein Spiel auf seinem Smartphone.

Augmented Reality wird die Kinderzimmer zukünftig immer digitaler machen.

Ohne Kriegsspielzeug und ohne Russland

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse gibt es allerdings keinen Platz für Kriegsspielzeug. Messechef Ulrich sagt, dass das Thema in anderen Ländern zwar weniger kritisch gesehen werde als in Deutschland. Aber der Bereich werde auf der Messe weder gefördert noch unterstützt. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine habe das nichts zu tun.

Die Ukraine ist aber in diesem Jahr erstmals mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Die Organisation sei zwar schwierig gewesen, doch habe man "damit auch Solidarität mit dem vom Krieg zerrütteten Land ausdrücken" wollen. Russland wurde von der Messe in diesem Jahr ausgeschlossen, so Ulrich.