Smart Home Anwendung zur Steuerung der Heizung

Energiemanagement-Systeme Jeder Zehnte spart Energie "smart"

Stand: 27.10.2022 13:39 Uhr

Jeder zehnte private Haushalt in Deutschland nutzt "smarte" Systeme oder Geräte - etwa für einen effizienteren Energieverbrauch. Am weitesten verbreitet ist der vernetzte Fernseher - mehr als jeder zweite Haushalt hat einen.

Angesichts der steigenden Energiekosten durch die hohen Strom- und Gaspreise setzen offenbar immer mehr Deutsche auf das sogenannte smarte Energiesparen - auf vernetzte Systeme für das Heizen oder den Strom in den eigenen vier Wänden. Bereits zu Jahresbeginn nutzte jeder zehnte private Haushalt (3,7 Millionen) solch steuerbaren Thermostate, Stromzähler oder Beleuchtungen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilte. Die Ergebnisse stammen aus den Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) und wurden 2022 erstmals erhoben.

Am beliebtesten ist der Smart-TV

Die smarten Systeme und Geräte schalten zum Beispiel die Heizung beim Öffnen des Fensters automatisch aus oder regeln sich herunter, sobald niemand mehr im Gebäude ist. Eine smarte Beleuchtung lässt sich per App und Sprachsteuerung nach den individuellen Bedürfnissen regeln.

Aber auch andere smarte Geräte und Systeme sind laut den Statistikern weit verbreitet - etwa für eine erleichterte Haushaltsführung oder mehr Komfort im Alltag. Am stärksten vertreten sind demnach smarte Fernseher: Knapp 59 Prozent (22,3 Millionen) der Verbraucher verfügten Anfang 2022 über ein mit dem Internet verbundenes TV-Gerät. Dies ermöglicht im Vergleich zum klassischen Fernseher zum Beispiel das Streamen von Filmen und Serien oder das Surfen im Netz.

15 Prozent (5,8 Millionen) der privaten Haushalte besaßen intelligente Lautsprecher, die über eine Internetverbindung Audioinhalte übertragen, häufig gekoppelt mit einem Sprachassistenten. Smarte Haushaltsgeräte wie etwa Saugroboter, Kühlschränke oder Waschmaschinen gab es in 13 Prozent (4,9 Millionen) der Wohnungen oder Häuser. Knapp zehn Prozent (3,6 Millionen) verfügten über intelligente Sicherheitssysteme wie Alarmanlagen, Rauchmelder oder Überwachungskameras.

Mehr smarte Geräte bei höherem Einkommen

Die Ausstattung mit smarten Anlagen steigt den Destatis-Angaben zufolge mit wachsendem Einkommen. 46 Prozent der Verbraucher mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2500 Euro verfügten über einen entsprechenden Fernseher, während ein solches Gerät in 71 Prozent der Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von bis zu 18.000 Euro stand.

Smarte Energiemanagement-Systeme waren in 14 Prozent der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von 2500 bis 18.000 Euro vorhanden, rund dreimal häufiger als bei Haushalten mit weniger als 2500 Euro Einkommen (vier Prozent). Sicherheitssysteme gab es in sieben Prozent der Haushalte mit der niedrigeren Einkommensklasse und in 12 Prozent der Haushalte in der höchsten Einkommensklasse.

Umweltbundesamt für mehr Anstrengungen beim Energiesparen

Bei den Energiesystemen gelten smarte Lösungen als eine Möglichkeit, Energie effizienter zu nutzen. Mit Blick auf die aktuelle Energiekrise und die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland hat die Bundesnetzagentur als Ziel ausgegeben, 20 Prozent Gas zu sparen. Eine Forschergruppe des Kopernikus-Projekts Ariadne am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ist allerdings der Ansicht, dass das nicht ausreicht - ein Minus von 30 Prozent sei nötig für die künftige Versorgungssicherheit und für den Klimaschutz.

Auch das Umweltbundesamt hält mehr Anstrengungen beim Energiesparen für notwendig. Präsident Dirk Messner sagte jüngst der Nachrichtenagentur dpa: "Unser Gasverbrauch muss insgesamt deutlich sinken." Es brauche verpflichtende Minderungsziele für die einzelnen Sektoren - gesondert für die Haushalte, Gebäude und die einzelnen Branchen in der Wirtschaft. Außerdem könne die aktuelle Energiesparkampagne der Bundesregierung noch wirksamer werden.

"Sie sollte nicht nur mit Plakaten, Spots und Kampagnen allgemein zum Energiesparen informieren, sondern die Menschen viel individualisierter ansprechen", so Messner. "Warum schreiben die Energieversorger die Menschen nicht direkt an? Oder helfen ihnen durch konkrete Beratungsangebote telefonisch beim Energiesparen? Die Verbraucherzentralen machen hier schon sehr viel und das sehr gut - diese Angebote sollte man dringend ausbauen."