
Supermarktketten Handel will mehr Milch von glücklichen Kühen
Nicht nur beim Fleisch, auch mit dem Milchsortiment wollen große Einzelhändler wie Edeka oder Aldi nun für artgerechtere Tierhaltung sorgen. Produkte von Betrieben mit niedrigstem Standard sollen aus den Regalen verschwinden.
Immer mehr große Einzelhandelsketten wollen künftig auf Milch von Produzenten mit niedrigen Tierhaltungs-Standards verzichten. Zuletzt folgten Edeka und und die Billigtochter Netto den Discountern Aldi Nord und Aldi Süd mit einer entsprechenden Ankündigung. Diese hatten angekündigt, in absehbarer Zeit bei ihren Eigenmarken vollständig auf Milch zu verzichten, bei deren Herstellung nur die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Tierhaltung erfüllt werden.
Aldi will das Milch-Sortiment bis 2024 umstellen. Edeka und Netto haben sich sogar zum Ziel gesetzt, diesen Schritt schon in diesem Jahr zu gehen. Weitere Milch- und Molkereiprodukte sollen folgen.
Edeka bewirbt Biomilch und andere Milchprodukte aus biologischer Landwirtschaft auf seiner Webseite derzeit mit bukolischen Szenen. "Bei einer tiergerechten Haltung genießen Kühe mehr Freiheiten als Tiere aus rein konventioneller Haltung", heißt es dort. Sie könnten sich "am frischen Grün sattessen und ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen, etwa die Pflege sozialer Kontakte untereinander".
Haltungskennzeichnung bei Fleisch
Die großen Lebensmittelhändler in Deutschland hatten bereits angekündigt, bis zum Jahreswechsel bei Fleisch und Fleischwaren eine vierstufige Haltungskennzeichnung einzuführen - ähnlich wie der bei Eiern. Mit vier Stufen ("Stallhaltung", "Stallhaltung plus", "Außenklima", "Premium") sollen die Verbraucher beim Einkauf auf den ersten Blick erkennen, wie hoch das Tierwohl-Niveau bei der Haltung der Nutztiere ist.
Aldi will bis 2030 sein gesamtes Frischfleisch-Sortiment konsequent auf die Haltungsformen 3 und 4 umstellen. Dabei geht es um Rindfleisch, Schweinefleisch, Hähnchen und Pute, ausgenommen sollen internationale Spezialitäten und Tiefkühlartikel sein. Im vergangenen Jahr hatten die Haltungsformen eigenen Angaben zufolge einen Anteil von 15 Prozent.
Tatsächlich wollen immer mehr Verbraucher wissen, woher die tierischen Lebensmittel kommen, die ihnen in den Kühlregalen der Supermärkte angeboten werden. Dabei wollen sie auch sicher sein, dass die Tiere gut behandelt werden. Aldi hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Bedingungen in der Nutztierhaltung insgesamt zu verbessern - nicht nur bei einzelnen Produkten. Daher die Kennzeichnung der Haltungsform: Sie ist seit Jahresbeginn auch auf Milchprodukte ausgeweitet worden.
"Nur für bestimme Tierhalter erfüllbar"
Bei vielen Landwirten treffen die neuen Qualitätsanforderungen der Handelsketten auf Skepsis. Die Betriebe müssten "eine Forderung erfüllen, die nur für bestimmte Tierhalter erfüllbar sein wird", moniert Carsten Matthäus vom Deutschen Landwirtschaftsverlag. Hocheffiziente hohe Fleischmengen mit modernen Tierhaltungsmethoden zu tiefstmöglichen Preisen zu erzeugen, das könne nicht jeder Bauer. Auch ändere die neue Haltungskennzeichnung nichts an der Tatsache, dass entscheidende Informationen den Verbrauchern meist nicht mitgeteilt würden: Wo das Fleisch, die Milch und das Futter herkommt, wo es verarbeitet wurde und wer wieviel vom Verkaufspreis bekommt.