
Energiemarkt in der Krise Heizöl für die "Angstkäufer"
Die Heizölpreise haben sich seit dem Vorjahr fast verdoppelt. Trotzdem ist die Nachfrage groß - viele Haushalte lassen den Tank füllen, egal was es kostet. Unterwegs mit einem Lieferanten.
Morgens kurz nach sieben Uhr in Cottbus. Der Arbeitstag von Heizöllieferant Uwe Markus beginnt. Zweitausend Liter Heizöl hat der erste Kunde bestellt. Einmal den vollen Tank wünscht er sich. Markus hält einen Blätterstapel in der Hand, mehr als 30 Stück an der Zahl. "Die muss ich heute noch mit Heizöl beliefern. Und zwar alle. Egal wie lange es dauert." Der Heizöllieferant hat eine sogenannte Tagestour vor sich. "Heizöl haben wir zwar noch genug, aber es geht immer nur um den Preis: Dass es jetzt so teuer ist, also das Doppelte vom letzten Jahr, damit hat ja niemand gerechnet", sagt Markus.
"Der Preis wurde immer höher"
Anfang Juli hat Kunde Norman Köckritz-Lux angefangen, die Preise täglich zu beobachten. Für ihn ist der hohe Preisanstieg das Ergebnis einer verfehlten Politik. Man könne eben nichts dagegen tun, sagt er. Ein üblicher Zeitpunkt für den Kauf des Heizöls war für ihn ursprünglich der Mai. "Da sind die Preise am besten, aber diesmal haben wir gewartet bis Juni. Doch der Preis wurde immer höher."
Sie sind froh, nicht noch länger gewartet zu haben, sonst wären die Kosten jetzt noch höher. 3000 Euro muss Köckritz-Lutz für gut 2000 Liter bezahlen. "Wir haben jetzt getankt, weil wir entschieden haben: Egal wie hoch der Preis ist, wir wollen die Gewissheit, dass wir für den nächsten Winter Öl haben. Heutzutage kann alles passieren, und dann ist nichts mehr da", sagt Köckritz-Lux.
Banger Blick auf die Rechnung
Danach geht es für Heizöllieferant Markus direkt weiter zum nächsten Kunden. Die Ängste der Kunden seien groß, sagt er, während er wieder in seinen Laster steigt. Die Bestellbücher seien voll, es sei egal, wieviel Öl er jetzt als Lieferant noch einkaufe: "Wir werden eh alles los, da alle Kunden noch mehr Vorrat haben wollen." Egal wie und zu welchem Preis: "Die Angstkäufer sind auf jeden Fall da. Verständnis für die hohen Preise habe ich zwar nicht, aber es wird ja alles teurer: Benzin, das Einkaufen und eben das Öl."
Besonders beim Blick auf die Rechnung werde den Kunden schlecht, einige haben auch schlicht das Geld nicht. Besonders bei Menschen, die Sozialleistungen beziehen und sich das Öl deswegen nicht mehr leisten können, habe er Mitleid. Der Kunde habe aber die Wahl, erstmal ein bisschen zu nehmen, um überhaupt die Kälte zu überstehen. Er müsse es ja nicht unbedingt volltanken, sagt der Lieferant.
Beispiellose Preissprünge
Markus' Chef, Jens-Uwe Kellberg, betreibt eine Tankstelle. Seit 30 Jahren verkauft er Heizöl. So wie jetzt habe er die Preissprünge noch nie erlebt. Er glaubt, dass sich Spekulanten die Taschen vollmachen. "Es ist nicht nur alles auf den Krieg zurückzuführen, die Börsen machen die Spekulation. Nur als Beispiel: An dem Tag, als Putin einmarschiert ist, war der Einkauf über Nacht 30 Cent je Liter höher. Das ist einfach unnormal", sagt Kellberg.
Etwa 120.000 Brandenburger Haushalte heizen noch mit Öl, bundesweit waren es 2020 etwa 4,6 Millionen. Die Zahl ist leicht rückläufig. Die nächste Kundin, die Lieferant Markus erreicht, würde gerne von der Ölheizung auf eine Solaranlage umrüsten. "Man kommt entweder an die Geräte nicht ran oder die Gewerke sind nicht vollständig", sagt die Brandenburgerin Luise Ganske. "Vielleicht mit Blickrichtung auf die Regierung: Da sollte sich ein bisschen etwas ändern. Damit der Kleine auch umrüsten kann."
Wann der beste Zeitpunkt für den Heizölkauf ist und wie sich die Preise entwickeln werden, kann niemand vorhersagen. Eines ist aber ist sicher: Heizöllieferant Uwe Markus wird auch künftig viel zu tun haben.