
Großhandelspreise steigen langsamer Hoffnung auf ein Ende der Inflation
Die Großhandelspreise stiegen im November so langsam wie seit über einem Jahr nicht mehr. Das könnte Experten zufolge ein Hinweis auf ein baldiges Sinken der Inflation sein.
Der Anstieg der Großhandelspreise hat sich im November weiter abgeschwächt. Die Preise sanken verglichen mit dem Vormonat Oktober um 0,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zum Vorjahresmonat ergibt sich allerdings noch ein Anstieg um 14,9 Prozent.
Das Tempo des Anstiegs nimmt aber ab. Im Oktober hatte der Anstieg noch 17,4 Prozent und im September 19,9 Prozent betragen. Der bisherige Höhepunkt wurde im April mit 23,8 Prozent erreicht. Das war die stärkste Zunahme seit Einführung der Statistik im Jahr 1962.
Der Großhandelspreisindex ist ein Frühindikator. Er zeigt die Preisentwicklung in vorgelagerten Bereichen, die sich dann später in den Verkaufspreisen der Abnehmer der Großhandelswaren niederschlägt, also beim Endverbraucher. Aufgrund der aktuell hohen Inflation genießen die Großhandelspreise derzeit eine ungewöhnlich hohe Aufmerksamkeit, da die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik danach ausrichtet.
Höhepunkt der Inflation erreicht?
Das nachlassende Tempo des Anstiegs gilt bei Expertinnen und Experten vor diesem Hintergrund als erfreulich: "Ein beachtlicher Rückgang", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Entwicklung. "Damit verdichten sich allmählich die Anzeichen dafür, dass der Hochpunkt der Preissteigerungsraten bereits hinter uns liegt."
Preistreiber bleiben vor allem Rohstoffe und Vorprodukte. Positiv schlug aber zu Buche, dass sich Mineralölerzeugnisse wie Benzin und Heizöl nur noch um durchschnittlich 30,4 Prozent im Vergleich zum November 2021 verteuerten. Gemessen am Vormonat Oktober sanken die Preise für diese Produkte den aktuellen Daten zufolge sogar um 4,4 Prozent.
Auch die Preise im Großhandel mit lebenden Tieren (minus 5,1 Prozent) sowie mit Altmaterial und Reststoffen (minus 4,1 Prozent) gaben im Vergleich zum Vormonat nach.
Inflation zuletzt gesunken
Die Verbraucherpreise waren im Oktober mit 10,4 Prozent so stark gestiegen wie seit 1951 nicht mehr. Im November hatte die Inflationsrate im November aber auf 10,0 Prozent nachgegeben. Für den laufenden Dezember erwartet die Commerzbank durch die staatliche Übernahme der Abschlagszahlungen für Erdgas einen Rückgang auf 7,0 Prozent.
Im Januar dürfte die Teuerungsrate wieder nach oben springen. "Allerdings wird sie wohl nicht wieder zweistellig werden", sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. "Denn ab Januar werden Strom- und Gaspreisbremsen in der Preisstatistik berücksichtigt werden." Geschätzt dürfte die Teuerungsrate dann auf etwa neun Prozent hochgehen.