
Lieferprobleme bei E-Autos Prämienzahlungen in Gefahr
E-Autos sind gefragter denn je - angesichts hoher Spritpreise und staatlicher Zuschüsse. Doch der Krieg verschäft den Materialmangel, und so ist oft unklar, ob das bestellte Auto rechtzeitig vor dem Auslaufen der Innovationsprämie geliefert wird.
Noch nie war Tanken so teuer wie derzeit. Der Ukraine-Krieg und die angespannten Handelsbeziehungen zu Russland treiben die Spritpreise von einem Rekord zum nächsten. Viele Autofahrerinnen und Autofahrer überlegen, aufs E-Auto umzusteigen. Bis zu 9000 Euro Kaufprämie sind ein zusätzlicher Anreiz.
Doch hinter der Förderung steht auf einmal ein gewisses Fragezeichen. Denn die Autobranche bezieht ein wichtiges Bauteil oftmals aus der Ukraine: Kabelbäume. Mit Kriegsausbruch ist die Produktion allerdings weitgehend zum Erliegen gekommen. In der Folge können Neuwagen häufig erst deutlich später geliefert werden, oft sogar erst im kommenden Jahr. Die Innovationsprämie läuft allerdings - Stand jetzt - Ende 2022 aus. Und das Problem für die Käuferinnen und Käufer: Ausgezahlt wird die Förderung bei Zulassung des neuen Elektroautos - also erst nach der Lieferung.
Kaum Angaben von Lieferzeiten mehr
Lange Lieferzeiten sind in der Autobranche längst nichts neues mehr. Unter anderem wegen des Chipmangels müssen sich Kundinnen und Kunden seit Längerem gedulden. Die fehlenden Kabelbäume aus der Ukraine machen die Lieferzeiten jetzt vollends zu einem unberechenbaren Faktor.
Auch für die Autohäuser ist das ein Problem. Die zu erwartenden Lieferzeiten seien "inzwischen die erste Frage" der Kundinnen und Kunden, so Jochen Scharf, Autohaus-Geschäftsführer von Metropol Automobile in Nürnberg. Sie zu beantworten, sei "in der jetzigen Zeit im Prinzip überhaupt nicht" möglich. Unter anderem wegen der hohen Spritpreise sei die Nachfrage nach neuen Elektro-Autos trotz der langen Lieferzeiten zuletzt massiv gestiegen, so Scharf. In manch anderen Autohäusern heißt es sogar, dass mit einer Lieferung neuer E-Autos erst im übernächsten Jahr zu rechnen sei, also 2024.
Bis 180 Euro mehr an monatlichen Leasingkosten?
Einer, der sich ein E-Auto bestellt hat, ist Florian Loy. Einen konkreten Liefertermin kennt auch er nicht. Loy rechnet allerdings damit, dass der Wagen wohl im kommenden Frühjahr kommt. Also dann, wenn die Förderung - Stand jetzt - bereits ausgelaufen ist. Wird die Prämie nicht verlängert, würde ihn das teuer zu stehen kommen. "Im Leasing macht das etwa 150 bis 180 Euro im Monat aus", sagt Loy. "Das würde schon weh tun. Extrem."
Hinsichtlich der ungeklärten Frage, wie es mit der Innovationprämie nach dem 31. Dezember weitergeht, sagt Autohaus-Geschäftsführer Scharf: "Die Kundinnen und Kunden sind sehr verunsichert." Seinen Verkäuferinnen und Verkäufern im Autohaus bliebe nichts anderes übrig, als offen über diese Risiken bei der E-Auto-Prämie aufzuklären. Die derzeitige Situation sei "ein großes, großes Problem, das die Politik lösen muss", so Scharf.
Für neue Elektroautos bis 40.000 Euro Listenpreis in der Grundausstattung gibt es 9000 Euro Förderung - vorerst aber nur bis Jahresende. Danach läuft die Innovationsprämie aus, und es wird nur noch die geringere Umweltprämie in Höhe von 6000 Euro ausgezahlt. Diese soll bis Ende 2025 laufen - vorausgesetzt, es ist noch genügend Geld im Fördertopf.
Auto Club Europa fordert Klarheit von der Politik
Viele Kundinnen und Kunden, die sich jetzt ein E-Auto bestellen, gehen davon aus, dass sie die Frist einhalten, bestätigt auch der Auto Club Europa (ACE). Nach jetzigem Stand plant die Ampel-Koalition zwar, die E-Auto-Prämie zu verlängern, so ACE-Pressesprecher Sven Hübschen. Das sei "nahezu sicher". Unklar ist allerdings, wie genau die Förderung ab dem 1. Januar aussieht.
Der Automobil-Verband fordert deshalb: "Man muss den Käuferinnen und Käufern Sicherheit geben". Der Bund müsse schnellstmöglich klarmachen, welche Förderkriterien vom kommenden Jahr an gelten. Alternativ schlägt der ACE vor, die Prämie nicht erst bei Zulassung des neuen E-Autos auszuzahlen, sondern die Förderung ans Bestelldatum zu koppeln. "Damit ist der Käufer oder die Käuferin ganz fix sicher, welches Geld sie oder er bekommt, wenn man heute bestellt", so ACE-Sprecher Hübschen.