
Überlegungen der Commerzbank Öffnet die Bankfiliale am Samstag?
Am Wochenende geöffnete Bankfilialen sind eine Seltenheit geworden. Die Commerzbank registriert wieder vermehrte Filialbesuche - und denkt daher über ausgeweitete Öffnungszeiten nach.
Nicht nur im Einzelhandel, auch bei Banken stellt sich die Frage: Wie viele Filialen braucht es im Internetzeitalter und wann sollen die Filialen vor Ort geöffnet sein? Die Welt wird immer digitaler. Fast 70 Prozent der Anliegen, für die Kunden in Filialen kommen, könnten online erledigt werden, rechnete zum Beispiel Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Commerzbank, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa vor.
Andererseits sei aber auch zu beobachten: Der Schub für digitale Angebote, der während der Corona Pandemie zu beobachten gewesen war, ist wieder abgeflacht. Aktuell nehme die Anzahl der Filialbesuche sogar wieder zu, so der Bankmanager - damit habe man bei der Commerzbank nicht gerechnet. Unter anderem deswegen sei eine Filialöffnung an Samstagen bei der Commerzbank kein Tabu. "Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen. Wenn die Nachfrage der Kunden nach Samstagsöffnung der Filialen sehr groß wird, würden wir auch darüber nachdenken", sagte Schaufler.
Filialnetze immer ausgedünnter
Ähnlich wie der Einzelhandel versuchen die Banken den Spagat zwischen digitaler und analoger Welt. Die Herangehensweise: mehr digitale Angebote bei einem reduzierten Filialangebot. Die Commerzbank, die vor der Corona-Pandemie bundesweit etwa 1000 Filialen hatte, plant für die Zukunft erstmal eher mit nur 400 Filialen. Auch die Deutsche Bank hat ihr Netz ausgedünnt, ebenso wie die zu ihr gehörende Postbank. Bei den Sparkassen gibt es Versuche, Standorte mit der eigentlichen Konkurrenz der Volks- und Raiffeisenbanken zusammen zu nutzen.
Außerdem versuchen die Geldhäuser, durch neu gestaltete Beratungscenter mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch zu kommen. Statt Tresen und Theke soll lockere Lounge-Atmosphäre mit einem Kaffee locken. Per Telefon und einer Erreichbarkeit auch zu späteren Abendzeiten wird ebenfalls versucht, mit Kunden in Kontakt zu bleiben und sie zufriedenstellen. All das auch, weil zunehmend Angebote für Bank-Apps auf dem Handy oder große US-Technologiekonzerne in den Bereich der Finanzdienstleistungen vordringen.
Beratung vor Ort als Pluspunkt
Von daher könnte es für Banken mehr als eine Überlegung sein, die verbliebenen Filialen auch am Samstag zu öffnen. So könnten sie mit Service und insbesondere persönlicher Beratung vor Ort punkten und der Konkurrenz etwas entgegensetzen.
"Im Moment fühle ich mich mit dem Setup von rund 400 Filialen wohl", sagte Schaufler der dpa zur geplanten Zahl der Standorte. "Es kann natürlich in die eine oder andere Richtung immer Anpassungen geben. Das bedeutet aber nicht, dass es immer nur weniger Filialen werden. Es kann punktuell auch in die andere Richtung gehen."
Bei den Einschnitten im Filialnetz habe sein Institut nicht alle Kundinnen und Kunden ausreichend mitgenommen, sagte der Manager. "Die Frage, wie viele Kunden wir durch den Umbau verlieren, ist noch nicht abschließend zu beantworten", so Schaufler. "Aber ich kann sagen: Wir sind derzeit deutlich unter den Annahmen, mit denen wir bei so einem radikalen Umbau gerechnet haben."