
Bidens Energiepolitik So wollen die USA "sauberer" werden
Die Stromerzeugung in den USA soll bis 2035 CO2-frei sein. Kohlekraftwerke müssen dann Wind- und Solaranlagen weichen. US-Präsident Biden setzt auch große Hoffnungen auf die Kernenergie. Kann die Wende gelingen?
Grüne Hügel mit Kühen und roten Farmhäusern: So sieht es im US-Bundesstaat Vermont aus, wenn nicht gerade Schnee liegt. Immer öfter drängen sich neben den alten Scheunen moderne Photovoltaik-Anlagen ins Bild. Vermont gilt als Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien.
Aber auch in anderen Regionen - vor allem im Ölstaat Texas - ist die Stromerzeugung durch Wind oder Solar auf dem Vormarsch. "Der Anteil an erneuerbaren Energien steigt von Jahr zu Jahr", sagte Glenn McGrath von der US-Energiebehörde.
Das vergangene Jahr sei ein Rekordjahr für Windenergie gewesen. Dieses Jahr sollte ein Rekordjahr für Solar werden. Dadurch könnte Energie aus fossilen Brennstoffe ersetzt werden. "Tatsächlich haben die erneuerbaren Energien die Kohleproduktion im vergangen Jahr erstmals übertroffen."
Schneller Ersatz für Kohle?
Derzeit stammen in den USA 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. 60 Prozent des Stroms wird aus fossilen Brennstoffen, 20 aus Atomkraft erzeugt. Schon im nächsten Jahr soll der Anteil der regenerativen Energiequellen auf 22 Prozent steigen. Dazu gehören auch Erdwärme, Wasserkraft und Biomasse.
Die neue US-Regierung treibt diese Entwicklung massiv voran. Präsident Joe Biden plant bis 2035 einen CO2-freien Stromsektor. Das hieße jedoch, dass die Gasindustrie sehr viel strenger reguliert und dass Kohleverbrennung drastisch zurückgefahren werden müsste.
Das könnte schwierig werden, sagte McGrath von der Energiebehörde. "Wir sehen durchaus, dass der Anteil von Kohleenergie kleiner wird, aber es ist schwer vorstellbar, dass Kohlekraftwerke demnächst abgestellt werden." Kohle sei mit 20 Prozent immer noch ein wichtiger Sektor. Um die Kraftwerke stillzulegen, müssten andere Energiearten deutlich wirtschaftlicher werden.
Kein Atomausstieg geplant
Grüner Strom aus Wind und Sonne müsste wesentlich billiger werden. Präsident Biden will nicht nur massiv in erneuerbare Energien investieren, sondern auch Kernenergie weiterentwickeln. Ein Ausstieg aus Atomkraft ist in den USA nicht geplant. Ganz im Gegenteil.
Multimillionär und Klimaschützer Bill Gates erklärte vor ein paar Tagen im "National Public Radio" (NPR), Atomenergie leiste einen großen Beitrag zum Klimaschutz in den USA. "Ironischerweise ist die sicherste Art der Stromerzeugung die Atomenergie", sagte der Microsoft-Gründer.
Das möge überraschend klingen. Denn Tschernobyl sei ein schrecklicher Unfall gewesen. Aber Gas-Pipelines könnten auch explodieren. Und Kohleschächte können einstürzen. "Wir müssen deswegen die Akzeptanz von Atomenergie massiv verbessern."
"Enorme Herausforderung"
Alisa Gravitz von der Initiative "Green America" sieht das anders. Die rund 56 Atomkraftwerke der USA arbeiten zum Teil höchst unrentabel, sagte die Kernkraftgegnerin im "NPR". Außerdem sei Atomenergie eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit. "Das nukleare Material, das man braucht, um diese Anlagen zu betreiben, ist radioaktiv und daher sehr gefährlich", sagte sie.
Der Atommüll wird in den USA in den Kraftwerken gelagert, was das langfristige Problem jedoch nicht löst. Zusammen mit China gehören die Amerikaner zu den Staaten, die weltweit am meisten Strom verbrauchen: für Klimaanlagen, Elektroheizungen und zunehmend für Elektromobilität.
Dank effizienterer Geräte ist der Energieverbrauch laut McGrath in den letzten Jahren stabil geblieben. "Die neue Regierung steht vor enormen Herausforderungen. Der Weg zur Klimaneutralität wird vermutlich lang und steinig sein", sagt McGrath.