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US-Leitzins-Senkung Mehr "auf Pump" und höhere Preise

Stand: 01.08.2019 15:26 Uhr

Die Leitzinsen sind von der US-Notenbank gesenkt worden - erstmals seit Jahren. Aber was heißt das eigentlich? Was ändert sich für die Verbraucher? Wie reagieren Konzerne darauf? Antworten im Überblick.

Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren hat die US-Notenbank die Leitzinsen gesenkt - allerdings nur leicht. Der Schlüsselzins liegt jetzt in einer Bandbreite zwischen 2,0 und 2,25 Prozent - 0,25 Prozentpunkte niedriger als bisher. Weitere Zinssenkungen sind zwar nicht ausgeschlossen, sollen aber auch nicht zum Automatismus werden.

Warum hat die US-Notenbank die Leitzinsen gesenkt?

In seiner Begründung spricht Notenbankchef Jerome Powell von einer "Sicherheitsvorkehrung". Sie sei eine Reaktion auf die von US-Präsident Trump angezettelten Handelskonflikte, die das Wachstum weltweit bremsen. Es gehe darum, "angemessen zu handeln", um den seit zehn Jahren anhaltenden Aufschwung der US-Wirtschaft "zu erhalten", so Fed-Chef Powell.

Mit der Zinssenkung kommt die Fed auch einer Forderung Trumps nach, der bereits seit Längerem einen solchen Schritt fordert - und der die aktuelle Senkung umgehend als zu gering kritisierte. Allerdings ist die Notenbank unabhängig von Weisungen der Politik und legt immer großen Wert auf diese Unabhängigkeit. "Politische Erwägungen spielen für uns nie eine Rolle", antwortete der Fed-Chef denn auch auf die Frage, ob Trumps Kritik die Notenbank letztlich zu der Zinsentscheidung bewegt habe.

Welche Folgen hat die Zinssenkung für die Wirtschaft?

Eines der Ziele der Senkung ist es, die Konjunktur in den Vereinigten Staaten anzukurbeln. Denn niedrigere Zinsen machen es für Unternehmen attraktiver, Kredite für Investitionen aufzunehmen. Auch Verbraucher können sich günstiger verschulden und Sachen "auf Pump" kaufen. Außerdem müssen sie weniger für die Rückzahlung von Kreditschulden bezahlen und haben dadurch mehr Geld für Einkäufe zur Verfügung.

Wirklich dramatisch ist die Situation der US-Wirtschaft übrigens nicht. Im Gegenteil: Die Arbeitslosigkeit bewegt sich auf extrem niedrigem Niveau - die Quote liegt bei unter vier Prozent. Und auch das Wachstum ist nach Einschätzung der Notenbank robust. Abgesehen von der Unsicherheit durch Handelsstreitigkeiten gebe es derzeit keine größeren Risikofaktoren, heißt es.

Welche Folgen hat die Zinssenkung für Verbraucher?

Verbraucher in den USA können sich zwar zu günstigeren Bedingungen Geld leihen. An anderer Stelle dürfte es für sie aber teurer werden, denn die Fed verfolgt mit der Zinssenkung auch das Ziel, die Preise stärker steigen zu lassen. Die Inflationsrate in den USA liegt nämlich bei weniger als zwei Prozent - und damit aus Sicht der Notenbank zu niedrig.

In Europa könnten Verbraucher eher zu spüren bekommen, dass die Zinsen in den USA nicht noch viel weiter gesenkt werden. Das stärkt den Dollar und macht Produkte teurer, die international in der US-Währung gehandelt werden - zum Beispiel Erdöl. Allerdings führen Sorgen vor einer Abschwächung der Weltkonjunktur meist auch zu niedrigeren Ölpreisen. Damit dürften sich die Folgen für Verbraucher in Europa insgesamt in Grenzen halten.

Welchen Einfluss hat die Entscheidung der Fed auf die Zinspolitik der EZB?

Einen direkten Einfluss auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat die Senkung der Leitzinsen in den USA nicht. Das zeigen die vergangenen knapp drei Jahre: In dieser Zeit sind die Zinsen in den USA nach und nach auf mehr als zwei Prozent gestiegen.

In der Eurozone blieben sie dagegen auf dem historischen Tief von null Prozent. Da sich aber auch in Europa die Konjunktur abzukühlen droht und auch hier die Inflation gering ist, gerät die EZB in eine schwierige Situation. Theoretisch würde sie in einer solchen Situation die Zinsen senken. Da der Leitzins schon bei Null liegt, hätte sie jetzt noch die Möglichkeit, die Strafzinsen zu erhöhen. Aktuell müssen Banken schon 0,4 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Denkbar wäre auch, dass sie die umstrittenen Anleihekäufe wieder aufnimmt, mit denen sich gerade das Bundesverfassungsgericht beschäftigt.

Martin Ganslmeier, Martin Ganslmeier, ARD Washington, 01.08.2019 16:25 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete am 01. August 2019 Deutschlandfunk Kultur um 06:10 Uhr in der Sendung "Studio 9" und die tagesschau um 12:00 Uhr.