Mehrfamilienhäuser mit Wohnungen werden im Neubaugebiet Wasserstadt gebaut.

Statistisches Bundesamt Weniger neue Wohnungen gebaut

Stand: 23.05.2022 12:43 Uhr

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der neu gebauten Wohnungen erstmals seit elf Jahren zurückgegangen. Insgesamt wurden 2021 rund 293.000 Wohnungen neu gebaut, das sind 4,2 Prozent weniger als noch 2020.

In Deutschland sind im Jahr 2021 293.393 Wohnungen fertiggestellt worden. Das sind 4,2 Prozent weniger als 2020. Damals entstanden noch mehr als 300.000 neue Wohnungen. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Der jährliche Anstieg der Zahl fertiggestellter Wohnungen seit 2011 habe sich damit nicht weiter fortgesetzt.

Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wurde damit deutlich verfehlt. In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten.

Mehr Baugenehmigungen als Bauten

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen stieg 2021 um 3,3 Prozent auf 380.736. Sie lag damit weiter deutlich höher als die der Baufertigstellungen. Dies führte zu einem Überhang von genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen von insgesamt 846.467 - ein Plus von 67.035. "Der seit 2008 anhaltende Anstieg des Bauüberhangs beschleunigte sich somit im Jahr 2021 und erreichte den höchsten Stand seit 1996", erklärten die Statistiker.

Weniger Baumaterial, hohe Preise

Auch bei Häusern geht der Trend nach unten: Die Zahl der neuen Einfamilienhäuser sank im vergangenen Jahr um 10,4 Prozent auf 78.209, die der Mehrfamilienhäuser um 3,6 Prozent auf 147.925. Bei Zweifamilienhäusern gab es einen Rückgang von 1,7 Prozent auf 20.118.

Dazu beigetragen haben dürften Lieferengpässe und Rohstoffknappheit, deutliche Preissteigerungen als Folge einer erhöhten Nachfrage nach Baustoffen wie Holz und Stahl im In- und Ausland sowie die hohe Auslastung beziehungsweise Personalknappheit im Baugewerbe.

Branche wird Ziele wohl auch 2022 verfehlen

Ein anhaltender Materialmangel, steigende Baupreise, mehr Stornierungen, die weiter drohende Kurzarbeit und die Folgen des Krieges in der Ukraine sorgen wahrscheinlich dafür, dass die Baubranche ihre Ziele auch in diesem Jahr nicht erreichen wird. Peter Hübner, Präsident des Branchenverbandes Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, erwartet für die realen Umsätze nur noch "eine Entwicklung zwischen Null und minus zwei Prozent". Er sagt:

Wir wollen bauen, wir sollen bauen, aber wir können oft nicht bauen.

Geywitz setzt auf Digitalisierung

Bundesbauministerin Klara Geywitz zeigte sich enttäuscht über den Rückgang des Wohnungsbaus. Die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes könnten sie als Bauministerin "nicht zufriedenstellen", sagte die SPD-Politikerin. Auf die Bedingungen für die Baubranche habe der deutsche Staat zwar kaum Einfluss, erklärte Geywitz. Aber die Bundesregierung wolle Genehmigungs- und Planungsprozesse digitalisieren, die Länderbauverordnungen harmonisieren und seriellen Bau erleichtern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Mai 2022 um 11:00 Uhr.