Mitarbeiter der hannoverschen Verkehrsbetriebe ܜstra nehmen an einer Verdi-Demonstration teil.

Sieben Bundesländer betroffen Streiks legen vielerorts Nahverkehr lahm

Stand: 03.03.2023 20:52 Uhr

Vielerorts sind Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr dem Aufruf von ver.di nachgekommen, die Arbeit niederzulegen. In mehreren Bundesländern standen Busse und Bahnen still - von Stuttgart bis Hannover. Die Lage im Überblick.

Im Zuge angekündigter massiver Streiks im öffentlichen Nahverkehr wurden aus insgesamt sieben Bundesländern Beeinträchtigungen bei Bus und Bahn gemeldet. Betroffen waren demnach Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Beamtenbund dbb hatten in sechs der sieben Bundesländer zu den ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Damit wollten sie ihre Forderungen in der laufenden Tarifrunde für den öffentlichen Dienst in den Kommunen und im Bund untermauern. Nicht betroffen sind die Deutsche Bahn mit ihren S-Bahnen und private Verkehrsunternehmen.

In den betroffenen Bundesländern und Städten zeigten sich die zum Teil massiven Auswirkungen der Warnstreiks nach und nach. Abgesehen von den Tarifverhandlungen von ver.di wurde auch in Bayern gestreikt. Ein Überblick über die Lage in den betroffenen Bundesländern.

In sieben Bundesländern ver.di-Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr

David Zajonz, WDR, tagesschau, tagesschau, 03.03.2023 20:00 Uhr

Hessen

In Frankfurt sind U-Bahnen und Straßenbahnen in den Depots geblieben, sagte Thomas Heimbürger von der Gewerkschaft ver.di der Nachrichtenagentur dpa. Dort sollten voraussichtlich alle U-Bahnen und Straßenbahnen für 24 Stunden ersatzlos stillstehen. Auch in Wiesbaden und Kassel fuhren kaum Busse und Bahnen.

Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen rechnete ver.di landesweit mit mindestens 15.000 Streikenden. Vor allem Bewohner der größeren Städte hätten sich auf erhebliche Einschränkungen gefasst machen müssen. Schwerpunkte waren das Ruhrgebiet und das Rheinland. So entfielen in etwa Düsseldorf alle U- und Straßenbahnen sowie Schulbusse. Neben Düsseldorf rief ver.di auch in Dortmund, Bochum, Essen, Mülheim, Oberhausen, Köln, Bonn, Aachen, Münster, Bielefeld sowie Hagen zum Streik auf.

Das befürchtete Verkehrschaos am Freitagabend rund um das Stadion in Dortmund blieb vorerst aus. Nach Angaben der Polizei hatten sich vor dem Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig die üblichen Staus auf den Anfahrtswegen gebildet.

Baden-Württemberg

Zahlreiche Busse und Bahnen standen auch in mehreren Städten in Baden-Württemberg still. Zu Arbeitsniederlegungen kam es in unter anderem in Stuttgart, Freiburg, Mannheim, Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe und Baden-Baden. In einigen der betroffenen Städte waren zum Teil Ersatzbusse von Privatfirmen im Einsatz. In Karlsruhe kam laut SWR erstmals der gesamte ÖPNV zum Erliegen, da neben der Verkehrsbetriebe aus Solidarität auch die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft streikte. Insgesamt legten laut ver.di 5000 Beschäftigte die Arbeit nieder.

Markus Pfalzgraf, SWR, zu den Warnstreiks im Nahverkehr

tagesschau24 10:00 Uhr

Sachsen

Ebenfalls in einigen sächsischen Städten streikten die Beschäftigten im Nahverkehr. In Leipzig wurde der Linienverkehr der Straßenbahnen und Busse eingestellt, wie die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) mitteilten. Auch die Fahrzeuge der Dresdner Verkehrsbetriebe standen einem Sprecher zufolge still. Lediglich einige Busse, die von Subunternehmen betrieben würden, seien unterwegs. Aufgerufen wurde auch in Chemnitz und Zwickau.

Niedersachsen und Bremen

In weiten Teilen Niedersachsens wurde im Nahverkehr und im öffentlichen Dienst gestreikt. "Die Busse und Straßenbahnen sind zu Betriebsbeginn erst gar nicht auf die Straße oder Schiene gegangen", sagte der Chef für den ver.di-Bezirk Niedersachsen/Bremen, Detlef Ahting. Bestreikt wurden kleinere Verkehrsbetriebe und Betriebe in öffentlicher Hand - etwa in Hannover, Braunschweig, Bremen oder Göttingen. In einigen anderen Städten wie Osnabrück oder auch Oldenburg fuhren aber die meisten Busse. In Niedersachsen gab es bereits am Donnerstag starke Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr.

Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz blieben etwa in der Landeshauptstadt Mainz Busse und Straßenbahnen in den Depots stehen, wie Marko Bärschneider von der Gewerkschaft ver.di sagte. Auch in anderen Städten wie Kaiserslautern war der Nahverkehr eingeschränkt. Hier waren vor allem Busse betroffen: Während in Trier noch einige wenige Linien fuhren, fielen in Kaiserslautern nahezu alle Stadtbusse aus.

Bayern

In Bayern wurde - losgelöst von den Tarifverhandlungen der Verkehrsbetriebe anderer Bundesländer - auch gestreikt. Die Münchner Verkehrsbetriebe meldeten schon den zweiten Tag in Folge massive Einschränkungen. U-Bahn und Tram waren außer Betrieb, die S-Bahnen fuhren allerdings.

In mehreren bayerischen Städten gab es eingeschränkten Busverkehr.

Die AVV in Augsburg meldete, der Nahverkehr in der Stadt sei fast vollständig zum Erliegen gekommen. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) war gleich in mehreren Städten betroffen, nicht aber der regionale Zugverkehr und die S-Bahnen. Einschränkungen und Ausfälle gab es demnach unter anderem in Nürnberg, Bamberg, Erlangen, Fürth oder auch Regensburg.

Auch Fridays for Future streikte

Die Aktion fand gemeinsam mit den Klimaaktivisten von Fridays for Future statt, die für heute zu Protesten für mehr Klimaschutz aufgerufen hat.

Bereits seit Wochen bekommen viele Bürger Warnstreiks im öffentlichen Dienst zu spüren. In den Verhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen fordern die Gewerkschaft ver.di und der Beamtenbund dbb angesichts von Inflation, Energiekrise und Personalmangel 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Damit Mitarbeiter nicht abwandern, solle eine bessere Bezahlung attraktivere Arbeitsplätze schaffen und dem Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst entgegenwirken, betont eine Sprecherin von ver.di gegenüber tagesschau.de.

Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es vergangene Woche noch keine Einigung gegeben. Ein Angebot der Arbeitgeber hatten die Gewerkschaften als unzureichend zurückgewiesen. Das Angebot umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 03. März 2023 um 09:00 Uhr.