
Es geht um Milliarden Uniper will Schadenersatz von Gazprom
Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper will vom russischen Gazprom-Konzern Schadenersatz in Milliardenhöhe erstreiten. Hintergrund ist der Stopp der russischen Gaslieferungen.
Der taumelnde Energiekonzern Uniper will sich gegen das Geschäftsgebaren des russischen Gazprom-Konzerns nun auch juristisch zur Wehr setzen. Es geht um Schadenersatz in Milliardenhöhe. "Uniper hat ein Schiedsgerichtsverfahren eingeleitet", sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach heute vor Journalisten in Düsseldorf. "Wir werden in diesem Verfahren die Erstattung unseres erheblichen finanziellen Schadens einfordern", so Maubach. Die Gasersatzkosten beliefen sich auf bislang 11,6 Milliarden Euro. Das Verfahren werde vor einem internationalen Schiedsgericht in Stockholm stattfinden.
Aktionäre müssen Verstaatlichung noch zustimmen
Wegen des Stopps der russischen Gaslieferungen muss Uniper am teuren Spotmarkt mit hohen Verlusten die fehlenden Mengen einkaufen, um seinen eigenen Lieferverpflichtungen nachzukommen. Das Unternehmen ist deshalb in Finanznot geraten. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres fuhr Uniper einen Rekordverlust von rund 40 Milliarden Euro ein - einen der größten jemals ausgewiesenen Nettoverluste eines börsennotierten Unternehmens weltweit.
Das noch im SDAX notierte Unternehmen, das eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung in Deutschland spielt, steht kurz vor der Verstaatlichung. Die Aktionäre sollen dem auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember zustimmen. Auch die EU-Kommission muss noch ihr OK geben.
Juristischer Dämpfer in den Niederlanden
Im Streit um geforderte Kompensationszahlungen in den Niederlanden haben die Energiekonzerne Uniper und RWE derweil eine Schlappe erlitten. Ein niederländisches Gericht entschied heute, dass die Konzerne keinen Anspruch auf Entschädigungen für entgangene Gewinne aufgrund der vorzeitigen Abschaltung von Kohlekraftwerken haben.
Hintergrund ist ein 2019 in den Niederlanden verabschiedetes Gesetz, das die Verwendung von Kohle zur Stromerzeugung spätestens ab Anfang 2030 untersagt. Anders als hierzulande gibt es im Nachbarland für die Konzerne dafür keine Entschädigung.
Uniper wird Klage wohl fallen lassen
Man sei von dem Ergebnis enttäuscht, hieß es von RWE. Die Essener wollen das Urteil nun prüfen und überlegen, ob sie Berufung einlegen. Der DAX-Konzern hatte auf 1,4 Milliarden Euro Schadensersatz geklagt.
Wie hoch die von Uniper geforderte Summe ist, ist nicht bekannt. Der Konzern aus Düsseldorf muss die Klage allerdings vermutlich ohnehin fallen lassen. Es ist eine der Auflagen, welche die Bundesregierung zur Bedingung gemacht hat, damit Uniper die beschlossenen Stabilisierungsmaßnahmen in Anspruch nehmen darf.
Aktie fast 90 Prozent an Wert verloren
Die Uniper-Aktie ist mit einem Minus von bis zu 6,0 Prozent auf 4,50 Euro heute der größte Verlierer im SDAX. Seit ihrem Zwischenhoch Anfang vergangener Woche bei 8,55 Euro hat sie sich wieder nahezu halbiert. Seit Jahresbeginn stehen Kursverluste von fast 90 Prozent zu Buche.