
Schlechte Kursentwicklung Schaden Musks Aktienverkäufe Tesla?
Twitter-Neueigentümer und Tesla-Chef Elon Musk hat sich wieder von einem großen Tesla-Aktienpaket getrennt. Leidet Tesla unter Musks Engagement für den Kurznachrichtendienst? Investoren sind jedenfalls verärgert.
Elon Musk hat zwischen dem 12. und dem 14. Dezember fast 22 Millionen Tesla-Aktien für insgesamt knapp 3,6 Milliarden Dollar verkauft (entspricht 3,4 Milliarden Euro). Das geht aus einer gestern veröffentlichten Pflichtmitteilung hervor. Mit dem jüngsten Verkauf hat Musk im vergangenen Jahr Papiere des von ihm gegründeten Elektroautobauers im Gesamtwert von fast 40 Milliarden Dollar abgestoßen.
Laut Zahlen des Datenanbieters "Refinitiv" beträgt der Anteil, den Musk derzeit noch an Tesla hält, 13,4 Prozent. Vor rund einem Jahr hatte er etwa bei 17 Prozent gelegen.
Ist Musk abgelenkt?
Viel Geld und Zeit investiert der Milliardär derzeit dagegen in ein anderes Projekt: Im Oktober hatte Musk den Nachrichtendienst Twitter für rund 44 Milliarden Dollar erworben.
Ob die Verkäufe bei Tesla direkt mit dem Kauf von Twitter zusammenhängen, ist unklar. Auf eine Reuters-Anfrage reagierten bislang weder Tesla noch Musk.
Für Tesla-Investoren sind die Verkäufe allerdings eine schlechte Nachricht, da sie sich negativ auf den Aktienkurs des Autobauers auswirken – und damit direkt auch auf das Vermögen der Anleger. Die Aktien des wertvollsten Autoherstellers der Welt gehören in diesem Jahr zu den Papieren mit der schlechtesten Kursentwicklung unter den großen Autoherstellern und Technologieunternehmen. Sie sind seit April um mehr als die Hälfte gesunken.
Nicht mehr der Reichste Mann der Welt
Das hat auch Auswirkungen auf das Vermögen Musks: Das "Forbes"-Magazin schätzte es vergangene Woche auf 174 Milliarden Dollar. Damit fällt Musk hinter den französischen Mode- und Kosmetikunternehmer Bernard Arnault auf Rang 2 der Reichenliste zurück.
Neben dem finanziellen Verlust sorgen sich die Investoren aber vor allem um Musks Engagement für Tesla. Man befürchtet, dass seine Aufmerksamkeit durch den Twitter-Kauf abgelenkt sein könnte. Es sei keine gute Situation, meint Tony Sycamore, Marktbeobachter bei IG Markets. "Ich habe mit vielen Tesla-Investoren gesprochen und sie sind sehr wütend auf Elon", so Sycamore.
Twitter sperrt Konto
Denn tatsächlich ist Musks Aufmerksamkeit durch die Lage bei Twitter eingespannt. Auch eigene Angelegenheiten beschäftigen den Unternehmer beim Kurznachrichtendienst.
So hat Twitter jetzt ein Konto mit öffentlich zugänglichen Flugdaten von Musks Privatjet gesperrt. Das Konto war vom College-Studenten Jack Sweeney angelegt worden, der mit Hilfe eines automatisierten Computerbots öffentlich zugängliche Flugdaten auswertete, um die Flugbewegungen von Musks Jets zu ermitteln und zu dokumentieren.
Musk erklärte in einem Tweet am Mittwochabend, dass der einige Stunden zuvor deaktivierte Bot-Account gegen die Nutzerrichtlinien der Internetplattform verstoßen habe. Dabei hatte der Twitter-Chef im November noch verkündet, er sehe sich der Redefreiheit so sehr verpflichtet, dass er das Konto erlaube, obwohl es ein Risiko für seine Sicherheit darstelle.
Der Redefreiheit verpflichtet?
Bei der Twitter-Übernahme hatte Musk das Ziel ausgegeben, strikte Beschränkungen von Inhalten zu lockern. Er schaltete etwa Konten von Prominenten wie Ex-Präsident Donald Trump frei, die wegen Verstößen gegen Regeln zum Schutz vor Hassrede, schädlicher Desinformation oder Aufwiegelung zu Gewalt gesperrt worden waren.