Prognose gesenkt Ukraine-Krieg bremst SAP

Stand: 21.07.2022 10:48 Uhr

Europas größter Softwarehersteller SAP hat wegen der Kosten infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine seine Ergebnisprognose eingedampft. Immerhin läuft das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft gut.

Der Softwarekonzern SAP hat in den vergangenen drei Monaten die Folgen des Kriegs in der Ukraine deutlich zu spüren bekommen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank im Vorjahresvergleich um 13 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Dabei schlug die Aufgabe von Geschäften in Russland und Belarus mit 160 Millionen Euro zu Buche. Außerdem musste der Konzern hohe Investitionen ins Geschäft mit Cloud-Software schultern sowie das düstere wirtschaftliche Umfeld verkraften.

Der Nettogewinn sackte sogar um 86 Prozent auf nur noch 203 Millionen Euro ab. Nicht nur der Aktienkurs von SAP, sondern insbesondere auch die Marktbewertung von kleineren Start-ups im Technologiebereich hat in den ersten Jahresmonaten deutlich gelitten. SAP investiert mit seiner Beteiligung am Risikokapitalgeber Sapphire Ventures genau in solche Unternehmen.

Cloud-Software wächst stärker als erwartet

Im Tagesgeschäft läuft es aber nach Angaben des Managements dennoch rund. Der Umsatz legte vor allem dank des schwachen Euro um 13 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro zu. Die Cloud-Software zur Nutzung über das Netz wuchs um ein gutes Drittel und damit stärker als von Analysten erwartet. Konzernchef Christian Klein und Finanzchef Luka Mucic führten das in einer Telefonkonferenz auf den Erfolg des Produktbündels "Rise" zum schnelleren Umstieg der Kunden in die Cloud zurück.

Christian Klein, Vorstandssprecher und Mitglied des Vorstands der SAP.

Christian Klein, Vorstandssprecher und Mitglied des Vorstands der SAP.

Klein hatte im Herbst 2020 die Anstrengungen von SAP in Richtung Cloud deutlich forciert. Dafür opfert das Unternehmen auch Rendite, weil die herkömmliche Lizenzsoftware zu Anfang dank ihrer hohen Einmalverkaufspreise profitabler ist. Die Cloud-Software rechnet sich für SAP erst nach längerer Laufzeit über die Einnahmen des Abo-Modells. Weil für die veränderte Strategie auch die Technik umgebaut wird und der Vertrieb mit finanziellen Anreizen auf den Verkauf von Cloud-Produkten getrimmt wird, kostet das Geld.

Schlechterer Ausblick - SAP-Aktie fällt

Am Markt kam das Bündel an Nachrichten schlecht an: Die Aktie verlor im Tief 4,4 Prozent auf 86,70 Euro. Ein Händler sprach von Gewinnmitnahmen nach einem enttäuschenden Ausblick. Denn währungsbereinigt dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dieses Jahr nun gegenüber dem Vorjahr um vier bis acht Prozent fallen. SAP hatte zuvor noch ein stagnierendes oder um bis zu fünf Prozent fallendes Betriebsergebnis in Aussicht gestellt.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs schrieb in einer ersten Stellungnahme, SAP hätte im zweiten Quartal durchwachsene Ergebnisse erzielt. Der neue Ausblick für das operative Ergebnis 2022 sei eher mau, hieß es weiter.

Weiterer Aktienrückkauf geplant

Immerhin will SAP weitere Aktien am Markt zurückkaufen. Nach dem Abschluss eines vorhergehenden Programms über knapp eine Milliarde Euro in diesem Jahr will der DAX-Konzern noch einmal bis zu 500 Millionen Euro ausgeben, um Papiere vor allem für anteilsbasierte Vergütungsprogramme der Mitarbeiter zu erwerben.

SAP-Finanzchef Mucic sagte in einer Telefonkonferenz, der Konzern wolle das noch immer niedrige Kursniveau nutzen. Das neue Programm soll von Anfang August bis Ende Dezember laufen. Im Jahr 2020 hatte SAP für rund 1,5 Milliarden Euro Aktien zurückgekauft.