DHL-Mitarbeiter stehen vor Lastwagen und streiken. | dpa

Pakete könnten liegenbleiben Erneut bundesweite Post-Warnstreiks

Stand: 06.02.2023 17:09 Uhr

Der Tarifstreit bei der Deutschen Post geht weiter. Die Gewerkschaft ver.di rief erneut bundesweit Beschäftigte zur Arbeitsniederlegung auf. Sie fordert 15 Prozent mehr Lohn für rund 160.000 Mitarbeiter.

Der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft ver.di und der Post geht in eine neue Runde. Abermals hatte die Gewerkschaft für heute und morgen bundesweit Post-Beschäftigte zum Warnstreik aufgerufen. Arbeitsniederlegungen gab es in ausgewählten Betrieben in den Brief- und Paketzentren sowie in der Zustellung.

Die Proteste seien wie geplant angelaufen, die Beteiligung sei gut, sagte ein ver.di-Sprecher. Die Gewerkschaft sprach von 8000 Streikteilnehmern, die Post dagegen von rund 5300 Mitarbeitern, die sich an den Arbeitsniederlegungen beteiligt hätten.

Post: Auswirkungen halten sich in Grenzen

Nach Unternehmensangaben hielten sich die Auswirkungen des neuerlichen Warnstreiks aber zunächst in Grenzen. Aufgrund der zum Wochenanfang typischerweise eher niedrigen Sendungsmengen seien am Montag bundesweit "lediglich rund sechs Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge bei Paketsendungen und nur rund zwei Prozent der durchschnittlichen Tagesmenge bei den Briefsendungen betroffen", so ein Postsprecher.

"Das ist erneut ein glasklares Signal an die Arbeitgeber: Die Beschäftigten sind bereit, für ihre Forderung zu kämpfen und erwarten jetzt eine Verhandlungsrunde, die mit einer kräftigen Gehaltserhöhung endet", erklärte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Verhandlungen gehen diese Woche weiter

Für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten verlangt die Gewerkschaft 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der Post-Vorstand lehnt die Forderung als unrealistisch ab. Ver.di-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis verwies darauf, dass die Post zurzeit Rekordergebnisse einfahre. "Davon holen wir uns jetzt Euren Anteil", sagte sie vor Streikenden. "Jetzt seid erstmal Ihr dran, bevor wir über Dividenden sprechen."

Auch ver.di-Chef Frank Werneke verteidigte auf einer Kundgebung in Berlin vor mehreren hundert Streikenden die Forderung seiner Gewerkschaft. "Wer meint, dass die Forderung von 15 Prozent zu hoch ist, der kann schlicht und ergreifend nicht rechnen", sagte er. Eine Inflation von fast acht Prozent im Vorjahr und sechs bis sieben Prozent in diesem Jahr bedeute große Reallohnverluste.

Im Januar hatte es bereits an mehreren Tagen Warnstreiks gegeben. Zuletzt waren wegen der Ausstände an einem Tag teilweise 20 Prozent der Pakete und neun Prozent der Briefe nicht ausgeliefert worden.

Konzern hält Proteste "überzogen"

Bei der Post stieß das Vorgehen der Gewerkschaft auf Unverständnis. "Um sowohl attraktive Löhne zahlen zu können als auch die Arbeitsplätze in diesem Bereich auf Dauer zu sichern, sind Einkommenssteigerungen in der von ver.di geforderten Größenordnung nicht vertretbar", sagte der Post-Sprecher. Das Ergebnis des Brief- und Paketgeschäfts sei deutlich rückläufig und reiche schon heute nicht mehr für die notwendigen Investitionen aus. Der von ver.di angeführte Konzerngewinn werde zum übergroßen Teil im internationalen Geschäft erwirtschaftet.

Das Unternehmen hat angekündigt, in der dritten Verhandlungsrunde am Mittwoch und Donnerstag ein Angebot auf den Tisch legen zu wollen. Vor diesem Hintergrund seien die neue Proteste "aus unserer Sicht überzogen, da sie letztlich zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen", so der Konzernsprecher.

Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 06. Februar 2023 um 09:00 Uhr.