Ahlers AG

Ahlers stellt Insolvenzantrag Die nächste Pleite in der Modebranche

Stand: 24.04.2023 14:03 Uhr

Der Herrenmodehersteller Ahlers stellt wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag. Damit geht ein weiteres Unternehmen aus der Modebranche mit bekannten Marken pleite.

Die wirtschaftlichen Probleme in der deutschen Modebranche bringen immer mehr Unternehmen in Schwierigkeiten. Der Herrenmodehersteller Ahlers kündigte heute an, dass er für die Ahlers AG und sieben Tochtergesellschaften wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzanträge beim Amtsgericht Bielefeld stellen werde.

Die Tochtergesellschaften sind die Ahlers P.C. GmbH, Ahlers Retail GmbH, Ahlers Zentralverwaltung GmbH, Ahlers Vertrieb GmbH, Pioneer Berufskleidung GmbH, Pioneer Jeans-Bekleidung GmbH und Baldessarini GmbH. Die Gesellschaften aus dem Ausland seien dagegen derzeit nicht betroffen.

Geschäftsentwicklung unter Planung

Auslöser für die Entscheidung sei im Wesentlichen die unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung, sagte Firmenchefin Stella Ahlers. Die Folgen der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden gestörten Lieferketten, die allgemeine Kaufzurückhaltung, die hohe Inflation sowie Insolvenzen im Handel hätten den Schritt unausweichlich gemacht. Dennoch sehe sie Zukunftsoptionen für das Unternehmen, hob Ahlers hervor.

Mit Marken wie Baldessarini, Pierre Cardin, Pioneer und Otto Kern machte Ahlers im Geschäftsjahr 2021/22 171 Millionen Euro Umsatz. Unternehmensangaben zufolge sei das ein Zuwachs von 19,9 Prozent zum Vorjahr. Damit lagen die Erlöse unter dem Vor-Corona-Niveau von 207 Millionen Euro aus dem Geschäftsjahr 2018/2019.

Ahlers beschäftigt derzeit rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den von den Insolvenzanträgen betroffenen Gesellschaften arbeiten rund 400 Beschäftigte. Diese erhalten für die Monate April, Mai und Juni Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.

Pleiten in der Modebranche häufen sich

Wie das "Handelsblatt" berichtet, sind allein im ersten Quartal dieses Jahres 27 Mode- und Schuhhändler den Schritt in die Insolvenz gegangen. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum, wie eine Auswertung der Unternehmensberatung Falkensteg für das Handelsblatt zeige. Die Zahl der Insolvenzen in der Gesamtwirtschaft sei währenddessen lediglich um 20 Prozent nach oben gegangen.

Erst in der vergangenen Woche hatte der Modehersteller Gerry Weber mitgeteilt, beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Verfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) zu beantragen, um den finanziellen Sanierungsprozess des Unternehmens zu beschleunigen. Ziel des StaRUG-Verfahrens ist es, dass Unternehmer ihren Betrieb sanieren können, ohne ein Insolvenzverfahren durchlaufen zu müssen. Parallel dazu soll das deutsche Einzelhandelsgeschäft der Gerry Weber Retail GmbH mithilfe eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung restrukturiert werden.

Aktuell kämpfen weitere bekannte Mode- und Schuhkonzerne um das Überleben. So stellte unlängst der Modehändler P&C einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren. Der Schutzschirm ist ein gerichtliches Restrukturierungsverfahren, mit dem das Unternehmen die zur Restrukturierung und Sanierung erforderlichen Maßnahmen gezielt in eigener Verantwortung erarbeiten und kurzfristig unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten vorläufigen Sachwalters umsetzen kann.

Auch die Schuhhandelskette Reno meldete vor kurzem Insolvenz an, im vergangenen Jahr war der Hamburger Schuhhändler Görtz in die Pleite gerutscht.