Zwei Mitarbeiter im TenneT-Umspannwerk Klixbüll/Süd

Deutschlandtochter von TenneT Bund will Stromnetzbetreiber kaufen

Stand: 10.02.2023 19:47 Uhr

Als Betreiber vieler Nord-Süd-Stromtrassen spielt TenneT eine wichtige Rolle bei der Energiewende. Die Bundesregierung könnte nun die Deutschland-Sparte des Konzerns übernehmen.

Der niederländische Stromnetzbetreiber TenneT verhandelt mit der Bundesregierung über den Verkauf seiner deutschen Tochtergesellschaft und damit seiner Stromtrassen in Deutschland an den Staat. Grund ist der hohe Eigenkapitalbedarf für die Energiewende, den TenneT allein für den Ausbau seines deutschen Netzes auf 15 Milliarden Euro bezifferte.

Die Bundesregierung begrüßt den Vorstoß des Konzerns, "einen vollständigen Verkauf ausloten zu wollen", wie eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte.

Strommasten des vierten Abschnitts der Westküstenleitung sind vor der Offiziellen Inbetriebnahme in Klixbüll neben dem TenneT-Umspannwerk Klixbüll/Süd zu sehen.

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"Vorantreiben der Energiewende"

TenneT äußerte sich grundsätzlich positiv zu einem Verkauf der Tochtergesellschaft: "Eine solche Transaktion würde die Schaffung von zwei starken nationalen Akteuren ermöglichen, die beim Vorantreiben der Energiewende weiterhin zusammenarbeiten würden." Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte sich in der Vergangenheit bereits für eine Beteiligung an TenneT ausgesprochen, dessen Netz eine wichtige Rolle für die Energiewende spielt.

Als Verhandlungspunkt gelten in Regierungs- und Branchenkreisen noch die Offshore-Aktivitäten von TenneT. Hier sieht das niederländische Unternehmen einen Schwerpunkt. Es könnte Verbindungen zu den Leitungen der Offshore-Windparks vor den deutschen Küsten geben.

Die FDP wandte sich gegen eine dauerhafte Verstaatlichung des Netzes. "Eine mögliche Übernahme der deutschen TenneT-Tochter darf nur ein Zwischenschritt sein", forderte der FDP-Energiepolitiker Michael Kruse. Die Bundesregierung müsse in diesem Fall an einer Vergabe an Private arbeiten. "Staatsmonopole sind nicht in der Lage, die hier nötigen Innovationen zu erbringen."

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Investitionsbedarf für Niederlande ein Verkaufsgrund

Die deutsche und die niederländische Regierung sprechen seit Oktober über eine mögliche deutsche Beteiligung an TenneT Deutschland, wie die Ministeriumssprecherin mitteilte. "Die Gespräche sind konstruktiv." Laut TenneT hat die niederländische Regierung kein Interesse daran, die Investitionen in Deutschland mitzufinanzieren.

Die Niederlande sehen großen Investitionsbedarf für TenneT. Das Unternehmen plant nach eigenen Angaben Investitionen von mindestens sechs Milliarden Euro jährlich in den nächsten zehn Jahren - davon 60 Prozent in Deutschland. "Die rasche Beschleunigung des Netzausbaus an Land und auf See erfordert beispiellose Investitionen von TenneT", unterstrich das Unternehmen.

Ausbaupläne für Stromnetze

Eigentümer der TenneT-Muttergesellschaft ist der niederländische Staat. In Deutschland ist das Unternehmen einer von vier Übertragungsnetzbetreibern. In beiden Ländern zusammen betreibt TenneT nach eigenen Angaben 24.500 Kilometer Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Das deutsche TenneT-Gebiet ist flächenmäßig das größte der vier Betreiber und erstreckt sich in einem Nord-Süd-Korridor von der Nordsee bis zur österreichischen Grenze.

Sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung haben umfangreiche und teure Ausbaupläne für die jeweiligen Stromnetze. In Deutschland sei vor allem das Netzgebiet von TenneT von den Ausbauplänen betroffen, sagte die Ministeriumssprecherin. Das würde die Finanzkraft des Unternehmens jedoch übersteigen, heißt es in der TenneT-Mitteilung. Bereits 2020 hatte die niederländische Regierung öffentlich gemacht, dass sie eine Beteiligung des Bundes zur Deckung des Geldbedarfs bevorzugen würde.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir unter Berufung auf Agenturen Angaben zu künftigen Investitionen von TenneT gemacht, die der Konzern so nicht bestätigt hat. Wir haben die Meldung entsprechend korrigiert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. Februar 2023 um 14:00 Uhr.